London/Wien  - Der israelische Staatspräsident Shimon Peres hat Ministerpräsident Ehud Olmert vor einem militärischen Angriff auf iranische Atomanlagen gewarnt. Die könnte eine Ausweitung des Konflikts nach sich ziehen, sagte der Peres in einem Interview mit der britischen "Sunday Times". "Militärisch wird das Problem nicht gelöst werden können", betonte der 85-Jährige, der als Vater des israelischen Atomprogramms gilt.

Man brauche ein breite Koalition gegen die iranische Führung, forderte der israelische Präsident. Der Iran als solcher sei nicht der "Feind" Israels. Das Problem liege auch nicht darin, dass ein Land nach Atomwaffen strebe, sondern dass diese in die Hände von gefährlichen Führern wie des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad geraten könnten. "Wenn die Schweiz morgen sagt, sie habe Atomwaffen, würde das jemanden Sorgen bereiten?", formulierte Peres.

Peres ist der erste hochrangige israelische Politiker, der sich gegenüber Olmert offen gegen Angriffspläne auf den Iran aussprach. Die israelische Regierung sieht im iranischen Atomprogramm eine existenzielle Bedrohung, weil Teheran ihrer Meinung nach nach Kernwaffen strebt. Zudem erkennt der Iran Israel nicht als Staat an, Ahmadinejad wünscht die Auslöschung des "zionistischen Regimes". Die israelische Luftwaffe hat bereits für einen Angriff auf den Iran geübt.

Kritik an US-Außenpolitik

Ungewöhnlich hart für einen israelischen Politiker ging Peres auch mit der Außenpolitik der USA ins Gericht. Washington setze zu sehr auf militärische Stärke, um im Nahen Osten Demokratie nach US-Vorstellungen durchzusetzen. US-Präsident George W. Bush habe damit eine enorme Opposition in der Region heraufbeschworen. Die USA sollten, wenn sie im Ausland intervenierten, dies mit wirtschaftlichen Mitteln tun.

Wenn die USA den Königen von Saudi-Arabien oder Jordanien die Abhaltung von Wahlen vorschlagen, würden diese ablehnen, meinte Peres. Sie würden Demokratie als neue Religion betrachten und lieber Muslime bleiben. Wenn aber amerikanische Geschäftsleute High-Tech-Firmen mitbrächten, so Peres, würden diese höchst willkommen sein. (APA)