Istanbul - Einwohnerinnen eines Dorfes im Süden der Türkei sind in einen Sex-Streik getreten, weil ihre Männer nicht genug zur Behebung von Problemen bei der Trinkwasserversorgung des Ortes beisteuren - und ihre Aktion zeigt Wirkung. Sie konnten so ein neues Projekt zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung ihrer Ortschaft mit rund 450 EinwohnerInnen durchsetzen. Die Provinz Mersin lasse nun die Qualität von Quellwasser in der Nähe des Dorfes Kicaköy prüfen, um gegebenenfalls einen Wasserspeicher und eine Rohrleitung in den Ort zu bauen, berichteten türkische Zeitungen am Mittwoch.

Die Frauen hatten in den vergangenen Tagen mit ihrer außergewöhnlichen Protestaktion landesweit für Schlagzeilen gesorgt: Weil die Männer nach Meinung der Frauen nicht genug zur Lösung des Wasserproblems tun, dürfen sie erst wieder ins Schlafzimmer, wenn die Versorgung funktioniert.

Traditionell Frauensache

Kicaköy ist zwar ans öffentliche Wassernetz angeschlossen, erhält aber wegen der in der ganzen Türkei herrschenden Trockenheit nur etwa alle zehn Tage Wasser. Deshalb müssen die Frauen das Wasser für ihre Familie nun aus 13 Kilometern Entfernung ins Dorf schleppen; diese Art von Arbeit ist in der türkischen Provinz traditionell Frauensache.

Bestrafung nicht ausgesetzt

Der sich jetzt abzeichnenden Lösung mit dem dorfnahen Quellwasser stehen die Frauen nach einem Bericht der Zeitung "Zaman" skeptisch gegenüber. Wenn aus der Rohrleitung nichts werde, seien es wieder die Frauen, die das Wasser zwei Kilometer weit ins Dorf bringen müssten, während ihre Männer untätig im Teehaus herumsäßen, zitierte das Blatt die Frauen. "Bis das Wasser (im Dorf) ankommt, geht die Bestrafung der Männer weiter." (APA/Ag.)