Wien - Nach anfangs Riesenplaneten und mittlerweile "Super-Erden" wollen Astronomen in den kommenden Jahren endlich auch Planeten von der Größe unserer Erde in den Tiefen des Weltalls finden und sogar auf Anzeichen fürLeben untersuchen. Möglich werden soll das vor allem durch das European Extremely Large Telescope (E-ELT bzw. nur ELT ohne den Europa-Zusatz), das in "drei bis vier Jahren" seinen Dienst an der Europäischen Südsternwarte (ESO) aufnehmen soll. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren, wie man bei der noch bis Freitag in Wien stattfindenden Astronomie-Konferenz "JENAM" (Joint European and National Astronomy Meeting) im Rahmen einer Pressekonferenz am Montag erfahren konnte.

Erst seit rund zwölf Jahren können Wissenschafter überhaupt Planeten in fernen Sonnensystemen nachweisen. Vorläufig sind die Funde über indirekte Methoden dokumentiert, da der jeweilige Zentralstern seine Begleiter hoffnungslos überstrahlt. So haben sich die Astronomen etwa darauf verlegt, auf minimale, aber regelmäßige Helligkeitsschwankungen von Sternen zu achten. Jedes Mal, wenn ein Planet aus Sicht des irdischen Beobachters vor dem Stern vorbeizieht, verdunkelt sich die ferne Sonne ein wenig. Auch wird der Stern durch die Schwerkraft eines Planeten immer wieder ein wenig ausgelenkt.

Direkte Beobachtung

Mittlerweile wurden einige Hundert solcher Nachweise gemeldet, die meisten von der Größe des Gasriesen Jupiter. Die kleinsten sind sogenannte "Super-Erden", Planeten mit bis zu zehnfacher Erdmasse. Nicht zuletzt mit dem ELT soll schon bald ein neues Zeitalter beginnen. Die Auflösung dieses Instruments ist derart hoch, dass auch kleine Planeten sichtbar werden.

"Nach dem Ausblenden des Sternenlichtes mittels der Elektronik werden wir diese Planeten auch direkt sehen können", erklärte dazu Hans-Ulrich Keller von der Astronomischen Gesellschaft. Durch die direkte Beobachtung wird es dann auch möglich, etwa nach bestimmten Gasen in der Atmosphäre der Himmelskörper zu fahnden. So wäre freier Sauerstoff ein deutlicher Hinweis auf Leben auf diesem Sternbegleiter.

Der kosmische Materie-Kreislauf

Mit dem ELT, das ESO-Generaldirektor Tim de Zeeuw am Dienstag in Wien vorstellt, soll aber auch Wissen über den kosmischen Materie-Kreislauf geworden werden, also grob gesagt wie Staub zu Sternen und Sterne wieder zu Staub werden. Dieser Kreislauf ist auch unbedingte Voraussetzung für die Entstehung von Leben. Denn nach dem Urknall gab es nur leichte Elemente, vor allem Wasserstoff, und damit alleine ist aus heutiger Sicht auch nicht das primitivste Leben möglich. Erst durch Sternenbildung und Sternenexplosionen entstanden schwerere Elemente wie Kalzium, welche unser Knochengerüst aufbauen oder auch Eisen, ein wichtiger Bestandteil des menschlichen Blutes.

Im Zuge des Kongresses hat die Astronomische Gesellschaft auch Preise verliehen. So ging die Karl-Schwarzschild-Medaille an den russischen Astronphysiker Rashid Sunyaev. Sunyaev hat bahnbrechende Beiträge zur Erforschung des Echos des Urknalls - der sogenannten Hintergrundstrahlung - geliefert. Der Biermann-Preis geht an den deutschen Sonnen-Physiker Andreas Koch, der Tycho-Brahe-Preis an den schwedischen Sonnen-Forscher Göran Scharmer. (APA/red)