Hamburg  - Die HSH Nordbank will wegen der andauernden Finanzkrise massiv Kosten senken und streicht 750 ihrer weltweit 4.300 Arbeitsplätze. Am stärksten betroffen sind die Beschäftigten in Kiel und Hamburg. Im Ausland sollen ganze Niederlassungen dichtgemacht werden. "Wir wollen unser Haus in diesen stürmischen Zeiten wetterfest machen", sagte HSH-Chef Hans Berger am Montag in Hamburg.

Er rechne damit, dass die Finanzkrise noch bis 2010 dauern werde, weitere Abschreibungen seien deshalb nicht auszuschließen. In der ersten Jahreshälfte musste die Bank 511 Mio. Euro an Wertberichtigungen verkraften. Die Gesamtbelastungen aus der Finanzkrise belaufen sich damit auf über 1,8 Mrd. Euro.

"Wir müssen uns vor Augen führen, dass diese Krise länger dauern wird, als wir das bisher für möglich gehalten haben", sagte Berger. Das Geschäftsmodell der HSH Nordbank sei zwar intakt, auf Dauer sei es aber nicht befriedigend. Die Landesbank für Schleswig-Holstein und Hamburg werde Bereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören, zurückfahren oder schließen. Betroffen seien die Sparten Leasing, das Übernahmefinanzierungsgeschäft außerhalb Deutschlands, das Immobiliengeschäft in New York sowie das Firmenkundengeschäft in Asien.

Die Kosten sollen dadurch 2008 auf dem Vorjahresniveau von 984 Mio. Euro begrenzt werden. Bis 2010 sollen sie auf 900 Mio. Euro sinken. Bereits vor ein paar Wochen hatte die HSH Nordbank angekündigt, ihr noch rund 23 Mrd. Euro schweres Portfolio im Kreditinvestmentgeschäft komplett abzubauen.

"Wir ziehen uns nicht aus Asien oder New York zurück, sondern bündeln dort unsere Aktivitäten", sagte Berger. So seien etwa Singapur und Hongkong künftig wichtige Standorte, eine Repräsentanz in Hanoi werde dafür geschlossen. Zudem will die Bank ihre Türen in Oslo, Riga und Tallinn dichtmachen. Berger versprach, die Stellen möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen abzubauen. Die Gewerkschaft Verdi kritisierte die Pläne aufs Schärfste. "Jetzt müssen wieder die Beschäftigten mit ihren Jobs dafür herhalten, dass Bankmanager Geld verzockt haben", sagte Landesfachbereichsleiter Berthold Bose.

Commerzbank übernimmt Dresdner Bank

Von den 750 betroffenen Arbeitsplätzen sollen rund 650 in Deutschland wegfallen, der Rest an ausländischen Standorten. Die Ankündigung der HSH Nordbank kommt nur wenige Tage nach Bekanntwerden der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank, der 9.000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen.

Die Wertberichtigungen im ersten Halbjahr von gut einer halben Milliarde Euro sind deutlich höher als angekündigt. Berger hatte 350 Mio. Euro für das Gesamtjahr in Aussicht gestellt. Dennoch gehe er davon aus, dass die HSH Nordbank 2008 einen Gewinn von 400 Mio. Euro erzielen werde, sagte er. Von Jänner bis Juni brach der Gewinn der fünftgrößten Landesbank vor allem wegen der Abschreibungen um über 80 Prozent auf 129 Mio. Euro ein. Der Zinsüberschuss stieg zwar an, dafür schlug eine deutlich höhere Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite zu Buche. Der Provisionsüberschuss ging deutlich zurück.

Den eigentlich für dieses Jahr angepeilten Börsengang sieht Berger frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2010 machbar. Frisches Kapital der Eigentümer, darunter der US-Finanzinvestor J.C. Flowers, sei bis dahin nicht nötig. Die Bank hatte kürzlich eine Kapitalspritze von zwei Mrd. Euro bekommen. (APA/Reuters)