Foto: Rosa Winkler-Hermaden

Wien - Wer die Wahlkampfthemen bestimmt, Parteien oder Medien, wird jetzt für Österreich streng wissenschaftlich untersucht. Forscher der Kommission für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) werden mit finanzieller Unterstützung des Wissenschaftsfonds FWF der Frage nachgehen, ob in der heimischen Wahlkampfkommunikation "eine Amerikanisierung" feststellbar ist - wie vielfach behauptet. Wahlkämpfe der vergangenen 40 Jahre werden dabei von den Wissenschaftern um Gabriele Melischek unter die wissenschaftliche Lupe genommen. Auch die Diskussionen des bevorstehenden Urnengangs zum Nationalrat werden berücksichtigt werden.

"Im Wahlkampf liefern sich nicht nur die Parteien untereinander einen erbitterten Kampf, der Wahlkampf bedeutet auch Kampf mit den Medien", so die Wissenschafter. Früher lag die Wahl der Themen klar in der Hand der Parteien, heute übernehmen die Medien eine immer wichtigere Rolle im politischen Wahlgeschehen. Die Experten sind überzeugt, dass der Einfluss der Parteien sinkt.

Tanz, tanz tanz!

"Journalismus und Politik sind wie ein Tanzpaar aufeinander angewiesen: Während der Journalismus den Zugang zu Nachrichtenquellen braucht, muss die Politik ihre Nachrichten den Wählern und Wählerinnen schnell und effizient vermitteln", so Melischek. Wie auf dem Tanzparkett braucht es einen, der führt. Wer heutzutage nun tatsächlich die führende Rolle übernimmt, wollen die Wissenschafter nun klären.

Vorreiter in puncto Vorgabe von Wahlkampfthemen sind US-amerikanische Medien. Folgen Länder diesem Trend, sprechen Experten daher von einer "Amerikanisierung". Je weiter das Phänomen fortschreitet, desto mehr treten Sachthemen in den Hintergrund und Politiker in den Vordergrund. "Aber auch eine zunehmend negative Berichterstattung über Personen bzw. Parteiaussagen sowie Darstellungen, wer gute oder schlechte Wahlaussichten hat, weisen darauf hin", so Melischek. (APA)