Wien - Der im Vorjahr von der tschechischen Regierung aufgekündigte Beschaffungsvertrag über 199 österreichische Pandur-Panzer in 18 verschiedenen Versionen dürfte nun doch gerettet werden - wenn auch auf einem viel bescheideneren Niveau: Das Nachbarland dürfte seine Pandur-Flotte auf 107 Stück in nur sechs unterschiedlichen Versionen beschränken.

Lutz Kampmann, für Räderfahrzeuge zuständiger Vizepräsident der Steyr-SSF-Mutter General Dynamics European Land Systems (GD ELS) mit Sitz in Wien, bestätigte am Montag vorsichtig: "Wir haben mit Tschechien eine für beide Seiten gangbare Lösung gefunden. Wir werden signifikant weniger Fahrzeuge liefern, aber die Zahl liegt im dreistelligen Bereich."

Tschechien ist aber nur einer der mitteleuropäischen Märkte, die GD ELS derzeit intensiv bearbeitet: Die Slowakei und Ungarn planen die Beschaffung von vierrädrigen "geschützten Mehrzweckfahrzeugen" (also leicht gepanzerten Geländewagen) - angeboten wird hier der in der Schweiz gebaute "Eagle IV" - ein Fahrzeug, das nach Plänen des österreichischen Generalstabs auch für das Bundesheer infrage kommt. Serbien und Mazedonien stehen vor der Beschaffung von sechs- oder achträdrigen Radpanzern (hier kämen österreichische "Pandur" oder Schweizer "Piranha" aus der Produktpalette von GD ELS in Betracht), Rumänien beschafft gerade den Piranha.

Das Steyr-SSF-Werk in Wien Simmering ist mit 561 Mitarbeitern Österreichs größter Rüstungsbetrieb. Es ist in diesem Jahr mit einem Auftrag für 80 Pandur für die portugiesische Armee, dem Umbau von 40 Radpanzern für Belgien und zehn weiteren Einzelanfertigungen weitgehend ausgelastet.

Der Tschechien-Auftrag wird vor allem in Tschechien Arbeitsplätze schaffen - der Bau der Wanne und die Montage erfolgen in bereits errichteten Partnerbetrieben. Hightech-Komponenten wie die Radantriebe werden aber in Wien gefertigt. Ähnlich wäre es, wenn Österreich Eagle kaufte: "Der Eagle IV für das Bundesheer wäre ein österreichischer Eagle", heißt es. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.9.2008)