Wien - "Cannabis wird bei uns nicht als sehr problematisch erlebt, außer die Eltern oder die Polizei erfahren davon." Alfred Uhl, Suchtforscher am Wiener Anton-Proksch-Institut, analysiert den Drogenkonsum der Österreicher. Jeder fünfte europäische Erwachsene gibt an, mindestens einmal Cannabis konsumiert zu haben. Damit ist Marihuana die beliebteste illegale Droge Europas.

Ausschließlich in niederländischen "Coffee-Shops" wird der Konsum von Cannabis "offiziell" toleriert. So wollen die Behörden eine gewisse Kontrolle darauf ausüben und den Cannabismarkt vom "harten" Drogenmarkt trennen. Bedenken gegenüber einem dadurch entstehenden Drogentourismus weist Uhl von sich. "Ob die Coffee-Shops so einen großen Anreiz diesbezüglich liefern, wage ich zu bezweifeln, weil die illegale Cannabisversorgung in fast allen Ländern problemlos funktioniert."

"Zwei Trends", erklärt er, lassen sich allerdings feststellen: Jugendliche heutiger Generationen beginnen früher, Lebenserfahrungen zu sammeln, und kommen somit auch früher mit Drogen in Berührung. Dazu kommt: Hat sich die Problematik vor 30 Jahren vor allem auf Männer beschränkt, betrifft sie heute gleichermaßen Frauen.

Gabriele Fischer, Leiterin einer Drogenambulanz der Medizin-Uni Wien: "Man weiß, ehe Betroffene beginnen, Drogen zu nehmen, sind Auffälligkeiten bemerkbar." Diese gilt es früh zu identifizieren und "von der Wurzel an" zu behandeln. (Carla Blau, Julia Buxbaum, Michael Pürmayr, Viktoria Rößler/DER STANDARD, Printausgabe, 9.9.08)