Wien - Die OECD hebt in ihrer Österreich gewidmeten Presseaussendung zur heute, Dienstag, veröffentlichten Studie "Bildung auf einen Blick 2008" ("Education at A Glance") den in den vergangenen Jahren "deutlich gestiegenen" Anteil der Studienanfänger in Österreich hervor. "Die Entwicklung reicht aber nicht aus, um bei der Studierendenquote zu den übrigen OECD-Ländern aufzuschließen", heißt es seitens der OECD.

Hahn: "Gut unterwegs"

Auch mit dem auf 21 Prozent gestiegenen Anteil der Hochschulabsolventen "bleibt der Anteil der Hochqualifizierten je Jahrgang der drittniedrigste in der OECD vor der Türkei und Griechenland und gleichauf mit Deutschland", kritisiert die Organisation.

Wissenschaftsminister Johannes Hahn sieht die österreichischen Universitäten und Fachhochschulen "grundsätzlich gut unterwegs". Er verweist auf den "anhaltenden Trend zu höherer Bildung", der sich in steigenden Studierenden- und Absolventenzahlen und sinkenden Drop-Out-Raten zeige. Dies biete eine gute Ausgangslage, damit sich die Abschlussquoten in den nächsten Jahren weiter positiv entwickeln, meinte Hahn, für den sich u.a. die "positiven Steuerungseffekte der Studienbeiträge" positiv auf den Hochschulbereich ausgewirkt haben. "Langfristig wird sich dadurch der Anteil der Akademiker an der Erwerbsbevölkerung spürbar erhöhen", ist Hahn überzeugt. "Stolz" ist Hahn auf den hohen Anteil ausländischer Studenten in Österreich, die internationale Attraktivität bringe, doch das "System an Belastungsgrenzen". Eine Abschaffung der Studienbeiträge würde Österreich "zum Billig-Anbieter Europas machen und den Qualitätsstandard in der Ausbildung gefährden", so Hahn.

Schmied sieht Handlungsbedarf

Weiterhin "großen Handlungsbedarf im österreichischen Bildungssystem" sieht Unterrichtsministerin Claudia Schmied. "Vor allem die geringe Chancengerechtigkeit in unserem Bildungssystem und der noch immer zu geringe Zustrom zu höherer Bildung müssen uns zu denken geben", meinte die Ministerin. Wir bräuchten mehr junge Menschen mit höherer Bildung, unabhängig vom finanziellen Status der Eltern, und mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem. Die Übertrittsrate von den Schulen zu den Universitäten sei zu gering, Österreich hinke trotz Steigerungen im internationalen Vergleich noch immer deutlich hinterher. "Sollte es vor der Wahl im Nationalrat zu einem Beschluss zur Abschaffung der Studiengebühren kommen, wäre das ein wichtiges Signal, um mehr Schulabgänger für ein Studium zu gewinnen", meinte Schmied. Die OECD-Studie reiht sich für Schmied in eine Reihe mit anderen internationalen Untersuchungen wie PISA und PIRLS. Auf Basis solcher internationaler Studien müssten die Bildungsreform in Österreich konsequent weitergeführt werden.

Grünewald will Maßnahmen für bildungsferne Schichten

"Österreich sollte um die besten Plätze bei Universitätsbildung rittern, sicher nicht im unteren Mittelmaß herumkrebsen", so reagierte der Wissenschaftssprecher der Grünen, Kurt Grünewald, auf die Ergebnisse der OECD-Studie. "Es ist eine Bankrotterklärung für das Bildungssystem, wenn Bildung vererbt wird oder vom Einkommen der Elterngeneration abhängig ist", sagte Grünewald und fordert gleichzeitig die Abschaffung der Studiengebühren und besondere Maßnahmen für bildungsferne Schichten.

Die Arbeiterkammer stimmen vor allem die Ergebnisse zur sozialen Durchlässigkeit bedenklich. "Wenn wir nicht auf das Potenzial von tausenden jungen Menschen verzichten wollen, müssen wir dringend dafür sorgen, dass die Ausbildungschancen der Kinder nicht länger von der Bildung der Eltern abhängen", sagt AK-Bildungsbereichsleiterin Johanna Ettl. (APA)