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Es ist eins vor Zwölf für Raymond Domenech.

Foto: APA/Oczeret

Paris - Raymond Domenech hat als französischer Fußball-Teamchef schon fast alles überlebt. Eine weitere Pleite am Mittwoch (19.00 Uhr) in der WM-Qualifikation zu Hause gegen Serbien wäre aber wohl selbst für den Trainer, der Frankreich 2006 ins WM-Finale geführt hatte, zu viel. Ein Sieg ist Pflicht, will die zuletzt gar nicht große "Grande Nation" nach dem 1:3 gegen Österreich in Gruppe 7 nicht den Anschluss verpassen.

"Es ist noch viel zu früh, um sich Sorgen zu machen", beruhigte Domenech. "Wir haben ein Spiel gegen Serbien und dann auch noch eines gegen Rumänien (am 11. Oktober), auf das wir uns vorbereiten müssen. Dann werden wir eine Bewertung machen." Fünf Punkte hatte die Vorgabe für die ersten drei Quali-Spiele gelautet. Damit müssen nun Siege her. "Eine fehlende Reaktion gegen Serbien würde Domenech nicht überleben", schrieb die Sportzeitung "L'Equipe".

"Froh, dass Guillotine nicht mehr existiert"

 Domenech ließ sich nach der harschen Kritik an seiner Person zu einem umstrittenen Sager hinreißen lassen: "Euch gefällt der Geruch von Blut. Ich bin froh, dass die Guillotine nicht mehr existiert. Denn ansonsten hätten wohl einige von euch Freude daran, mich dort hinzuschicken", ätzte Domenech auf einer Pressekonferenz nahe Paris in Richtung der Journalisten. Mit der Guillotine waren u. a. während der französischen Revolution Enthauptungen vollzogen worden.

"Derzeit hat man den Eindruck, dass da wieder eine Revolution kommt", sagte der spätestens nach der 1:3-WM-Quali-Pleite gegen Österreich angezählte Frankreich-Coach. "Ich habe aber niemanden umgebracht und wenn ich es hätte, dann würde ich wohl ,mildernde Umstände' zugesprochen bekommen". Domenech erinnerte außerdem an die Tatsache, dass erst ein WM-Quali-Match absolviert wurde. "Wir haben es verloren und das ist nicht gut. Aber es sind immer noch 27 Punkte zu vergeben."

Der Verband hatte dem Teamchef nach dem blamablen Aus mit nur einem Tor und einem Punkt in der Gruppenphase der EURO 2008 überraschend die Treue gehalten, gerät nun aber selbst immer mehr unter Druck. Mit Alain Boghossian wurde Domenech bereits ein Weltmeister von 1998 als Assistent zur Seite gestellt, mit Didier Deschamps und Laurent Blanc werden zwei weitere immer wieder als mögliche Teamchef-Kandidaten genannt.

Mexes wird wohl ersetzt

Domenech lässt das alles kalt. Der eigenwillige Trainer dürfte zum Großteil auch gegen Serbien jener jungen Mannschaft das Vertrauen schenken, die sich in Wien blamiert hatte. Einzig der überforderte Innenverteidiger Philippe Mexes dürfte durch Sebastien Squillaci ersetzt werden. "Man kann nicht sofort von ihnen verlangen, Zidane oder Maradona zu sein", sagte Domenech über seine Jungstars Samir Nasri und Karim Benzema. "Sie brauchen eben Zeit."

Im Teamcamp in Clairefontaine liegen die Nerven allerdings blank. Am Sonntag nach der Pleite in Wien waren gleich mehrere Spieler, darunter die Leitwölfe Thierry Henry und William Gallas, mit dem Trainerteam aneinandergeraten, berichtete die "L'Equipe". Grund soll der Zeitpunkt des Nachmittagstrainings gewesen sein, der die Spieler um ihren freien Nachmittag gebracht hat.

"Schwererer Gegner als Österreich"

"Wir haben auf einen Stromschlag gehofft, der uns aufwecken würde. Aber das ist nicht passiert", erklärte Kapitän Henry. "Hoffentlich springt der Funke gegen die Serben über, obwohl wir uns bewusst sind, dass sie ein schwererer Gegner sind als Österreich." Mit dem Publikum im Stade de France im Rücken sollen die "Bleus" auf die Siegerstraße zurückkehren, wenngleich deren Teamchef auch in der Öffentlichkeit bereits viel von seinem Kredit verspielt hat.

"Die Franzosen waren nach der Auslosung der große Favorit auf den Gruppensieg. Nach der Niederlage in Österreich sind sie aber in einer komplizierten Situation", erkannte Serbiens Teamchef Radomir Antic. Sein eigenes Team hatte beim 2:0 gegen die Färöer aber ebenfalls alles andere als brilliert. Antic dürfte daher mehrere Umstellungen vornehmen. Selbst Salzburg-Legionär Sasa Ilic werden Chancen auf einen Platz in der Startformation eingeräumt.

Rumänien bei den Färöern

In Torshavn steht ebenfalls ein Trainer unter Druck. Nach dem katastrophalen Start gegen Litauen (0:3) muss Rumänien die Pflichtaufgabe auf den Färöern erfüllen, um Victor Piturca nicht weiter in Bedrängnis zu bringen. Die Rumänen müssen allerdings nicht nur auf ihre verletzten Topstars Adrian Mutu und Christian Chivu, sondern auch auf die Stürmer Daniel Niculae und Cipran Marica sowie Mittelfeldspieler Banel Nicolita verzichten.(APA/Reuters)