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Beispiel einer vollkeramischen Zahnrestauration  an der Universitätsklinik für Zahn- und Kieferheilkunde in Graz

Foto: APA/Zahnklinik Graz

Sei es nur eine Vorsichtsmaßnahme oder der immerwährenden Diskussionen zum Trotz: Wäre es nicht das Beste Amalgam generell zu verbieten? "Dann geben wir ein Material mit vielen Vorteilen aus der Hand", meint Gottfried Schmalz, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie am Universitätsklinikum in Regensburg und will auf den Lückenfüller nur ungern verzichten. Er ist nicht allein. Viele Zahnmediziner halten Festigkeit und Abrieb der Quecksilberlegierung für unübertroffen und schätzen zudem ihre Langlebigkeit.

MS, Schlafstörungen oder ADHS

Erwartungsgemäß sehen Amalgamkritiker das völlig anders: ADHS, Schlafstörungen, Multiple Sklerose, Gelenkserkrankungen, die Liste der Erkrankungen, die mit Amalgam in unmittelbare Verbindung gebracht werden wächst stetig. Was auffällt: Sie ist identisch mit den Listen, die für ganz andere Füllkunststoffe existieren. Wissenschaftliche Beweise für kausale Zusammenhänge gibt es weder für Gold, Kunststoff oder Amalgam.Auch mit dem Wunsch nach alternativen Zahnfüllungsmaterialen stehen die Kritiker selbst im Kreuzfeuer der Kritik.

Das Problem der alternativen Werkstoffe

Nicht alles was nicht silbern glänzt, ist auch besser als Amalgam. Beispiel Kunststoff: Er schrumpft und bildet dabei kleine Spalten am Rande der Füllung aus. Speisereste lagern sich ab, Bakterien dringen ein und begünstigen weitere Karies. Starker Speichelfluss macht das Legen der Füllung besonders schwierig, denn das Material reagiert empfindlich auf Feuchtigkeit. Der Werkstoffkleber vermag ihn nicht ausreichend zu fixieren und die Füllung löst sich teilweise vom Zahn.

Neue Münchner Amalgam-Studie

Über Vor- und Nachteile diverser Werkstoffeigenschaften lässt sich nicht streiten. Was aber ist mit der angeblich krankmachenden Wirkung von Quecksilber in den Zähnen? Die letzte groß angelegte Studie der Universität München vom April dieses Jahres liefert keine Beweise. "Verglichen mit anderen Füllungswerkstoffen ist Amalgam nicht mehr oder weniger schädlich", weiß Schmalz zu berichten und kann Skeptikern hier nicht folgen.

Alles nur Einbildung?

Alles als bloße Einbildung abzutun liegt jedoch auch dem deutschen Zahnexperten fern und er erwähnt mögliche allergische Reaktionen auf Amalgam. Vorbehalten sind diese dem Schwermetall allerdings nicht. Im Gegenteil, die Zahl derer, die auf Gold oder Kunststoffe allergisch reagieren, nimmt zu. "Das wissenschaftliche Risiko von Quecksilberlegierungen ist gering, problematisch ist das gefühlte", subsumiert Schmalz und warnt seine Stundenten regelmäßig vor der "Amalgamfalle". Mit der Entfernung der umstrittenen Plomben bleibt das gesundheitliche Problem der Patienten fast immer ungelöst. Der positive Effekt ist häufig ein kurzer.

Das Quecksilber ausleiten

Deutschlands schärfster Amalgamkritiker Joachim Mutter ist nach wie vor von der gefährlichen Quecksilberbelastung für Amalgamträger überzeugt. Mit einem Chelatbildner leitet er gespeichertes Quecksilber aus den verschiedenen Geweben im Körper aus. "Dieses Chelat ist eine dumme Substanz", erklärt Schmalz lakonisch und bedauert, dass dabei andere Metalle vergessen werden. Kupfer und Zink verlassen beim Ausleiten gemeinsam mit Quecksilber den Organismus. Substituiert wird üblicherweise nicht. Der Patient gelangt so manchmal ungewollt in ein Elektrolytdefizit.

Quecksilber in der Umwelt ist ein Thema

"Nicht das Quecksilber im Körper, sondern in der Umwelt ist das Thema", ergänzt Schmalz. Selbst wenn der Mund voller Amalgamplomben ist, werde der Grenzwert für eine toxikologische Wirkung damit niemals erreicht. Die Goldgewinnung in Südamerika betrachtet der deutsche Experte dagegen als echtes Problem. In Österreich ist die sachgerechte Entsorgung und Wiederaufbereitung der Abfallstoffe verpflichtend. (phr)