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Die von ÖIAG-Chef Peter Michaelis beauftragte Investmentbank Merrill Lynch codierte das Projekt des AUA-Verkaufs mit dem Decknamen "Aquila", lateinisch für "Adler".

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Er ist der Chef, aber seiner Frau gehört die Firma: Wladislav und Natalija Filjow wollen mit S7 bei der AUA in Wien landen.

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Wien - Der Verkauf der AUA läuft bei der Investmentbank Merrill Lynch unter dem Codenamen „Aquila", lateinisch für Adler. Gelandet ist der Raubvogel freilich noch nicht, am 12. September müssen die ersten Angebote abgegeben sein. Vier Tage vor Fristende hat am Dienstagabend die französische Air France-KLM offiziell ihr Interesse angemeldet, man werde das Angebot rechtzeitig abgeben, teilte die Fluggesellschaft mit.

Derzeit haben - neben Anwälten und Investmentbankern - vor allem die Lobbyisten viel zu tun, ihre Maschinerien laufen auf Hochtouren. So lud die zweitgrößte russische Airline S7 am Dienstag zu einer Pressekonferenz, in der sie der AUA ein „Angebot zur Kooperation" machte. Als Interessent für eine Übernahme von Anteilen an der teilstaatlichen österreichischen Airline wollte sie sich nicht deklarieren; eigentlich mussten sich die Interessenten dem Verkäufer ÖIAG gegenüber zu Verschwiegenheit verpflichten. Trotzdem ist der Stand der Dinge recht klar: Neben S7 und Franzosen interessieren sich Lufthansa, British Airways, Turkish Airlines, die größte russische Luftfahrtgesellschaft Aeroflot sowie China Air für eine Landung bei der AUA. Um für S7 Stimmung zu machen, kamen der Chef der Airline, Wladislaw Filjow, sowie seine Frau Natalija, die über die 65 Prozent der einst Sibir genannten Gesellschaft verfügt (den Rest hält der Staat), persönlich nach Wien.


Die Filjows versprechen „drei Millionen zusätzliche Passagiere" für den Standort Wien. Davon sollten Flughafen und AUA profitieren. S7 würde für den Ticketverkauf in Russland sowie die Flüge aus Russland in den Westen sorgen, die AUA ab dem Hub Wien für die Weiterverteilung in Europa. Die Zahl der Russen, die einen Reisepass beantragt hätten, sei stark im Steigen, so das Hauptargument. Warum Wien, warum die AUA, wird Filjow weiter gefragt: Der 47-Jährige antwortet: „Es ist wie im Immobiliengeschäft. Das Wichtigste ist der Standort. Wien liegt genau in der Mitte zwischen Russland und dem Westen." Außerdem seien AUA und S7 gleich groß. „Nun, jetzt noch nicht, aber wir wachsen schneller", schränkt er dann ein.
Zum Vergleich: Die AUA beförderte im Vorjahr 10,8 Millionen Passagiere, bei S7 waren es 5,7 Millionen. Die AUA hat ungefähr 100_Flugzeuge, eine Größe, die S7 auch anpeilt. Derzeit hat S7 nach eigenen Angaben 28 Airbusse, sieben Boeings sowie 33 alte Tupolews und Iljuschins aus Sowjetzeiten. Diese würden im Winter ausgemustert und durch zwölf Flieger westlicher Produktion ersetzt.


Im Zuge der Privatisierung wurden etliche Bekannte als Lobbyisten eingespannt. S7 arbeitet unter anderem mit Ex-SPÖ-Innenminister Franz Löschnak zusammen. Er sagte am Dienstag auf Standard-Anfrage, er sei gefragt worden, den Prozess zu begleiten, nachdem er bereits zwischen China und Österreich Geschäftskontakte hergestellt habe (Löschnak ist Präsident der Gesellschaft zur Unterstützung der chinesisch-österreichischen Beziehungen).

Bestens vernetzt

Weiters ist jemand unterwegs, der im Interesse der Bundesländer Wien und Niederösterreich (als Aktionäre der Flughafen Wien AG) lobbyiert und dessen Kontakte vor allem zur Gemeinde Wien außergewöhnlich gut sind: Franz Zwickl, ehemaliges Bank-Austria-Vorstandsmitglied und Vorstandsmitglied der Gewerkschaftlichen Solidarität Privatstiftung.

Er soll das Beste für den Flughafen Wien rausholen, der ja bei einem etwaigen Verkauf der AUA an die Lufthansa um seine Bedeutung als Drehscheibe zum Osten fürchtet. Banker und Berater Zwickl, der zu keiner Stellungnahme bereit war, hat nicht nur beste Drähte zur Politik, er kennt sich auch bei Airlines aus. Er ist Geschäftsführer der LVBG Luftverkehrsbeteiligungs GmbH; das ist jene Gesellschaft, die über die Bank Austria ihre AUA-Aktien hält. (Renate Graber, Leo Szemeliker, DER STANDARD, Printausgabe, 10.9.2008)