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Wo er nicht persönlich dirigiert, ist er nicht zu sehen: Fritz Dinkhauser ist in Tirol derzeit kaum präsent.

Foto: apa/foeger

Innsbruck - Von den 16-Bogen-Plakaten lächeln die Konterfeis der Spitzenkandidaten der Großparteien - aber das ist auch das einzige Lächeln, das man momentan in der Tiroler Politik zu sehen bekommt.

Drei Monate nach der Landtagswahl interessiert sich in Tirol fast niemand für die Nationalratswahlen. Selbst um Fritz Dinkhauser und sein Bürgerforum ist es ruhiger geworden, sogar in seiner Heimat. Im Sozialmarkt in Innsbruck stellte Dinkhauser seine Kandidaten vor. Ein Ort, der ein Zeichen gegen Teuerung setzen sollte. Trotz drei Prozent in den aktuellen Umfragen sei man "hoffnungsfroh", dass "Protestwähler sich erst in der letzten Woche entscheiden".

Anders als bei den Großparteien ist ein Antreten Dinkhausers in der Tiroler Landschaft derzeit überhaupt nicht zu erkennen. Plakate gebe es erst ab Mitte September, heißt es beruhigend aus dem Bürgerforum-Büro: "Wenn wir nicht mehr mit einem Einzug in den Nationalrat rechnen würden, würden wir gar nicht antreten."

Allerdings: Nicht einmal die Funktionäre der etablierten Parteien scheinen sich so kurz nach der Wahl im eigenen Land motivieren zu können. Landeshauptmann Günther Platter hatte bei einer ÖVP-Klausur die Latte vorsorglich bei rund 30 Prozent gelegt.

ÖVP dämpft Erwartungen

"Das Landtagswahlergebnis von 40,5 Prozent schaffen wir nie", bestätigt Landesgeschäftsführer Hannes Rauch dem Standard. Mittlerweile seien die Funktionäre aber nach den Sommerferien wieder "am Aufwachen". Parteiinterne Kritik gebe es in Tirol keine mehr, "alles ist auf Linie. Eigenen Gesinnungsfreunden darf nicht geschadet werden", so Rauch knapp: Neo-Arbeiterkammer-Chef Erwin Zangerl hatte im August via Tiroler Tageszeitung gefordert, Wilhelm Molterer gegen Josef Pröll auszutauschen, "mit Molterer steuert die ÖVP auf eine Niederlage zu".

Die Tiroler SPÖ lässt sich nach den Verlusten bei der Landtagswahl von Spitzenkandidat Werner Faymann "trösten". Vor allem die Gewerkschafter sind zufrieden mit dem Kurs des ehemaligen Wiener Wohnbaustadtrates. Die Tiroler SPÖ agierte vor der Wahl nicht "gewerkschaftsfreundlich". Daher hatte auch ÖGB-Chef Franz Reiter nach der Rückreihung auf einen aussichtslosen Listenplatz überhaupt nicht kandidiert. Die Funktionäre sind von Faymann begeistert, die Bevölkerung hat ihn noch kaum persönlich zu Gesicht bekommen.

Auch die Tiroler Grünen lecken ihre Wunden nach der Niederlage bei der Landtagswahl. Von den Plakaten lachen Alexander Van der Bellen und Eva Glawischnig, der Tiroler Kandidat Kurt Grünewald versucht überhaupt abseits der klassischen Medien direkt im grünen "Netzwerk" bei Diskussionen mit Fachwissen zu punkten.

Das Liberale Forum hat seine alte Frontfrau Maria Schaffenrath reaktiviert, zumindest theoretisch, bemerkbar ist davon nicht viel. Bereits zwischen 1994 und 1999 war Schaffenrath LIF-Bildungssprecherin im Nationalrat, pünktlich zum Tiroler Schulbeginn machte sie am Montag zumindest auf "Mängel im Schulsystem" aufmerksam. Die Tiroler FPÖ tritt als solche überhaupt nicht in Erscheinung - sie setzt ganz auf den Wiener Heinz-Christian Strache. (Verna Langegger/DER STANDARD-Printausgabe, 10. September 2008)