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Das US-Innenministerium in Washington. In der Ölabteilung flog ein schlüpfriger Skandal auf. Manager sollen sich mit Sex, Drogen und Geld bestechen haben lassen.

Foto: Reuters/Jason Reed

13 Manager, die im US-Innenministerium für die Verwaltung von Öl zuständig waren, sollen von Firmen mit Sex, Drogen und Körberlgeld "belohnt" worden sein. Der Korruptionsskandal platzt mitten in den Wahlkampf.

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Washington - Zwei Jahre lang hat die Untersuchungskommission um Generalinspekteur Earl Devaney die Mitarbeiter des US-Innenministeriums durchleuchtet - das Ergebnis sorgt nun für einen Korruptionskandal: 13 zum Teil hochrangige Mitarbeiter sollen vor allem von der Erdöl- und Erdgasindustrie Berge von Geschenken entgegen genommen, Gelage mit Alkohol und Drogen abgehalten und sich auch mit Sex bestechen haben lassen. Das geht aus dem offiziellen Untersuchungsbericht hervor, der nun veröffentlicht wurde.

Im Zentrum des Skandals steht die Abteilung für Mineralien-Management in Denver (Bundesstaat Colorado) und Washington. Das Amt ist für die Verwaltung sowie Vermarktung von Öl- und Gaslieferungen zuständig. Diese Lieferungen erhält die Regierung im Gegenzug für Fördergenehmigungen auf bundeseigenem Land von Energiefirmen. Jährlich spült die Abteilung mehr als zehn Milliarden Dollar an Gebührengeldern in die Regierungskasse der USA.
Laut Untersuchungsbericht sollen die Beamten von 2002 bis 2006 von Privatfirmen geschmiert worden sein: mit Golf- und Skiausflügen über feudale Abendessen bis hin zu Hotelübernachtungen mit Rotlicht-Begleitung.

Zwei Exdirektoren involviert

Laut New York Times befindet sich mit Lucy Q. Denett, bis Anfang des Jahres stellvertretende Direktorin der Abteilung, auch eine hochrangige Mitarbeiterin unter den genannten 13 Personen. Der frühere Direktor der Abteilung, Gregory W. Smith, soll mit den Nebengeschäften rund 30.000 Dollar verdient haben. Er trat vergangenes Jahr zurück, nachdem die Untersuchungen begonnen hatten, und arbeitet jetzt für die Ölindustrie. Er soll, so die offiziellen Vorwürfe, auch vom Lebensgefährten seiner Sekretärin Kokain gekauft haben. Was Smith gar nicht abstreitet, allerdings habe er nie während der Arbeitszeit gekokst, verteidigt er sich. Neben Drogen- und Sexgeschichten soll er außerdem Regierungsaufträge zu einer Beratungsfirma geleitet haben, für die er selbst tätig war.

Viele der Beschuldigten gaben an, dass Vorschriften über ethisches Verhalten im Amt auf sie nicht zugetroffen hätten. Sie hätten vielmehr eine "einmalige" Rolle in der Behörde gehabt und gesellschaftliche Beziehungen zu Repräsentanten der Ölindustrie pflegen müssen, um Einsicht in den Markt zu erhalten, zitiert die Washington Post aus dem Bericht. Bei den Repräsentanten der Ölindustrie, die in den Fall verwickelt sind, handele es sich um Angestellte der Firmen Shell, Chevron, Hess und Gary-Williams Energy Co.

Pikante Note im Wahlkampf

In dem Bericht heißt es weiter, es habe sich bei Geschenken an die Beschuldigten zwar in vielen Fällen nur um Dinge von relativ geringerem Wert gehandelt, dennoch sei die Häufigkeit frappierend. Fazit: In der Behörde "herrschte eine Kultur des Drogenmissbrauchs und der Promiskuität" .

Die Enthüllungen kommen zu einem sensiblen Zeitpunkt: Der US-Kongress ist mitten im Entscheidungsprozess, ob staatseigenes Land in Naturschutzgebieten in Alaska und vor der Küste Floridas zur Ausbeutung durch Ölfirmen freigegeben wird. Was den Skandal auch zur pikanten Note im Präsidentschaftswahlkampf macht. Denn beide Kandidaten sind mit dieser Frage befasst. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 12.9.2008)