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In Österreich kam es zuletzt 1979 durch einen Fuchsbiss zu einer Tollwut-Übertragung auf einen Menschen

Foto: APA/ Patrick Pleul

Wien - Sie gelten als beißwütig und kampflustig, lichtscheu und aggressiv. Um Tollwutkranke ranken sich seit Jahrzehnten zahlreiche Schauermärchen von Vampir-Erzählungen bis hin zu Horrorfilm mit infizierten Zombies. Die tödliche Viruserkrankung, die Nervensystem und Gehirn befällt, ist noch heute unheilbar und kostet jährlich etwa 55.000 Menschen weltweit das Leben. In Österreich hat es seit 2004 weder infizierte Menschen noch Tiere gegeben. Am Welt-Tollwuttag (28. September) soll die Alpenrepublik daher von der Weltgesundheitsorganisation WHO und der Internationalen Tierseuchenorganisation (OIE) zum tollwutfreien Gebiet erklärt werden.

Keine einzige Infektion in den vergangenen zwei Jahren, kein importierter Fall seit sechs Monaten, Bekämpfungsmaßnahmen und ein Überwachungsprogramm qualifizieren Österreich laut Gesundheitsministerium für diesen Status. Notwendig ist auch die vom Burgenland bis Vorarlberg gültige Anzeigepflicht der "Wutkrankheit" binnen 24 Stunden.

Nur vier Jahre ist es her, dass ein Österreicher zuletzt an Tollwut erkrankte. Der 23-jährige Steirer wurde 2004 im Juli während seines Urlaubs in Marokko von einem Hund gebissen und angesteckt, so die Daten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Im September - wenige Wochen nach der Infektion - starb der junge Mann. Eine Ansteckung in Österreich liegt hingegen Jahrzehnte zurück. Zuletzt wurde das Virus 1979 durch einen Fuchsbiss auf einen Menschen übertragen.

Bis 1936 kam es in Wien, dem Burgenland, der Steiermark und in Niederösterreich allerdings mehrfach zu tödlichen Infektionen bei Menschen. Von 1919 bis 1926 starben 51 Personen, von 1928 bis 1936 zehn Männer und Frauen an dem Virus. Nach einer kurzfristigen Eindämmung der Krankheit kam es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer neuerlichen Ausbreitung der von Hunden übertragenen Tollwut. Sieben Menschen starben zwischen 1946 und 1949. In den vergangenen Jahren sorgten besonders Tollwut-Übertragungen nach Transplantationen von Lungen und Nieren für Aufruhr. In Deutschland habe es 2005, in den USA 2004 derartige Vorfälle gegeben, so die AGES. In Österreich ist keine Ansteckung durch Organspenden bekannt.

Bei der Tollwut handelt es sich um eine Krankheit mit absolut tödlichem Verlauf: nach dem Auftreten der ersten Symptome führt eine Infektion innerhalb von zehn Tagen fast immer zum Koma oder Tod. Eine präventive Immunisierung direkt nach einem Biss ist möglich und wird mittels Impfung durchgeführt. Die Krankheit hat eine lange Inkubationszeit, noch Jahre nach einer Ansteckung ist ein Ausbruch möglich.

Die Übertragung von Tollwut - im Fachjargon akute Enzephalomyelitis - erfolgt ausschließlich mittels Speichel. Das Virus gelangt meist durch offene Wunden in den Organismus. Seltener, aber möglich ist auch eine Infektion über Schleimhäute. Über das Nervensystem gelangt der Erreger ins Gehirn und setzt sich dort fest. Unterschieden wird anhand der Symptome zwischen zwei verschiedenen Krankheitsformen: Die "rasende" Tollwut zeigt sich beim Menschen durch Furcht, Unruhe und Hydrophobie, der Angst vor Wasser. Bei der "stillen" Wut sind hingegen depressive Verstimmungen und Bewusstseinsstörungen zu beobachten.