Das Internet-Auktionshaus ricardo.at GmbH ist mit September in Österreich gestartet und peilt hier die Marktführerschaft an. Dazu muss allerdings erst Branchenprimus eBay Österreich vom Thron gestoßen werden.
OneTwoSold übernommen
In einem ersten Schritt hat das Unternehmen den hierzulande zweitgrößten Player der Branche, das Dorotheum-Schwesterunternehmen OneTwoSold, übernommen."Mit 360.000 Usern ist es einfacher zu starten als mit Null Mitgliedern", erklärte Unternehmenschef Gernot Pointner heute, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz. Der Abstand zu eBay ist derzeit noch beträchtlich. Der schärfste Konkurrent zählt in Österreich 1,5 Millionen Mitglieder und hat zwischen 330.000 und 450.000 Artikel eingestellt. ricardo bietet vorerst 26.000 Artikel an - darunter eine von Fiona Swarovski-Grasser kristallin verschönerte Harley-Davidson, die zugunsten der Spendenaktion "Licht ins Dunkel" versteigert wird, sowie eine "Meloperle" um 165.000 Euro.
Komplett werbefrei
Der Unterschied zwischen ricardo und eBay: "Wir sind komplett werbefrei und ganz klar auf Österreich fokussiert", so Pointer. Verkäufer müssen ihren Wohnsitz oder ein Gewerbe in Österreich angemeldet haben. Der Käufer kann von überall her kommen. ricardo will den Angaben zufolge mit moderaten Einstellgebühren auf dem Markt punkten. Bis 2012 soll das frisch gegründete Unternehmen mit Sitz in Wien den Break-even erreichen und erste Gewinne vorweisen, lautet die Vorgabe der südafrikanischen Mediengruppe Naspers als geldgebender Mutterkonzern. Naspers wurde 1915 gegründet und hat unter anderem Pay-TV, Zeitungen und Zeitschriften (z.B. 50 Prozent des "Cosmopolitan"-Magazins) sowie Internet-Plattformen im Firmenimperium.
Polen und die Schweiz
In Europa ist Naspers bereits in einer Reihe von Ländern mit Internet-Marktplätzen vertreten - im Osten laufen sie unter dem Namen allegro, im Westen unter ricardo. Als Cashcow in den CEE gilt allegro in Polen, in Westeuropa ricardo in der Schweiz. ricardo.ch zählt 1,6 Mio. Mitglieder und hat derzeit rund 440.000 Artikel eingestellt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Dorotheum sei der österreichische Online-Marktplatz ricardo auch für Kunst- und Antiquitätensammler interessant. "Diese Kooperation soll verstärkt ausgebaut werden", kündigte Pointner an. Expertengeprüfte Produkte wie Antiquitäten, Bilder, Möbel, Schmuck und alte Spielsachen sollen noch vermehrt angeboten werden. Die preisliche Obergrenze in diesem Segment gab der ricardo-Chef mit 10.000 Euro an. Was teurer ist, kann nur direkt beim Dorotheum erworben werden.(APA)