Wien - "Ganz viel Glück", wünscht Intendantin Sigrid Gareis ihrem designierten Nachfolger Walter Heun in einer Reaktion am Donnerstag. Persönlich habe sie ihm das bisher noch nicht sagen können, ein Treffen werde es aber sicher bald geben. "Ich bin sehr froh, dass das jetzt entschieden ist, und dass ich bald die Verantwortung abgeben kann", so Gareis. Schon während ihrer Zeit bei Siemens sei Heun "ein guter Kollege" gewesen. "Ich freue mich auf ihn und wünsche ihm alles Gute." Seine inhaltlichen Ziele wollte Gareis nicht kommentieren. "Er wird was anders machen, und das ist gut so. Ein neuer Intendant ist ein neues Glück." Sie selbst hatte "zahlreiche Kollegen ermuntert", um die "Bewerbungslage zu erhöhen", aber "danach geht es einen scheidenden Intendanten wirklich nichts mehr an."

Über eine "hervorragende Lösung für das Tanzquartier" freute sich der Wiener SPÖ-Kultursprecher Ernst Woller in einer Aussendung. Mit Heun habe man "einen höchst erfahrenen und kompetenten Experten des zeitgenössischen Tanzes" gewonnen. "Seine langjährige internationale Erfahrung, sein Ruf als ausgezeichneter Netzwerker, aber auch seine umfassenden Kentnisse" auf künstlerischer Ebene würden "Wiens Position als Tanzhauptstadt weiter stärken".

Note des Bedauerns

"Enttäuscht" zeigte sich die Kultursprecherin der Wiener Grünen, Marie Ringler, darüber, dass "keine der exzellenten Bewerberinnen" zum Zug gekommen sei. Insbesondere fände sie es bedauerlich, dass es mit einer Bewerberin, die sich im Dreiervorschlag des Kuratoriums befunden hatte "zu keinem positiven Vertragsabschluss gekommen ist" (Wie Kulturstadtrat Mailath-Pokorny im Pressegespräch anmerkte, hatte eine der Kandidatinnen der engeren Wahl kurzfristig abgesagt), aber auch sonstige weibliche Kandidaten unter den ursprünglichen 22 Bewerbern hätte sie gerne in der Endauswahl gesehen.

Ringler, die in die Entscheidung gemeinsam mit Ernst Woller eingebunden war, beglückwünschte Walter Heun dennoch, hoffend "dass er den erfolgreichen Kurs von Sigrid Gareis, die das Tanzquartier Wien zu einem der wichtigsten und international profiliertesten Orte für den zeitgenössischen Tanz gemacht hat, fortsetzen wird."

Abwartende Choreographen

Äußerst zurückhaltend gab man sich unter den heimischen Choreographen, zu lose seien bisher die Kontakte zu Heun gewesen, gaben die meisten auf APA-Anfrage an. Chris Haring, der bei seinen Anfängen in München mit ihm zu tun hatte, gab sich "froh, dass es jemand aus dem Ausland ist". Er hoffe "dass er zu würdigen weiß, was Sigrid Gareis aufgebaut hat." Man habe sich in sehr kurzer Zeit international etabliert, diese "Öffnung und das Spartenübergreifende" müssten jedenfalls beibehalten werden.

Als einen "sehr erfahrenen Pragmatiker" schätzte Daniel Aschwanden den neuen Intendanten  ein, der über "sehr gute Organisationsfähigkeiten" verfüge. "Viel Glück und sichere Landung auf dem glitschigen Parkett", wünschte der Choreograph, ebenso dass Heun "die wichtigsten Impulse hier aufnehmen kann." Das Tanzquartier habe gerade "im Bereich des Denkens von Tanz" hervorragende Arbeit geleistet.

"Wir kennen Heun vor allem als Kulturmanager und erfolgreichen Networker und sind gespannt was das programmatisch für das Tanzquartier heißt", hieß es von Haiko Pfost und Thomas Frank aus dem brut, wo man weiterhin "auf eine gute und innovative Zusammenarbeit" hofft und "neugierig auf das Konzept" des neuen Intendanten ist. (APA)