Wien - Ein Wiener Pfarrer steht unter dem Verdacht, wertvolle Bücher und Dokumente aus der Bibliothek des Wiener Mechitaristenordens gestohlen zu haben, berichtete die Tageszeitung "Die Presse". Der Mann bestreitet, jemals Diebstahlsabsichten gehabt zu haben. Er wurde auf freiem Fuß angezeigt, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte.

Schon seit geraumer Zeit hätte es "interne Differenzen" zwischen dem Verdächtigen und dem Orden gegeben, erzählte Pater Paulus, Abt des Klosters in der Mechitaristengasse im Bezirk Neubau, im Gespräch mit der "Presse". Als sich dieser Ende Juli eine zweijährige Auszeit nahm und auf einen Posten in Rom wechseln wollte, kam es zu Unstimmigkeiten: Der Mann bereitete für seinen Auszug aus dem Kloster zahlreiche Kartons vor - verdächtig viele für einen Einzelnen, meinte der Abt. Der Pfarrer brachte diese in seine Wohnung, ließ aber manche zur späteren Abholung zurück.

Die Brüder bemerkten, dass in der historischen Bibliothek antike Bücher und Dokumente im Wert von mehreren 10.000 Euro fehlten. Aus diesem Grund ließ Pater Paulus die im Kloster verbliebenen Kisten des Verdächtigen öffnen, wo er einige der vermissten Werke fand. Da aber noch immer ein großer Teil fehlte, erstattete der Orden Anzeige.

Als der Verdächtige vor zwei Wochen aus Rom zurückkehrte, erwartete ihn die Polizei. Er führte sie zu seiner Wohnung in Wien-Landstraße, wo die verbliebenen Schriften aus der Klosterbibliothek in Kisten lagerten. Der Pfarrer will keine  Diebstahlsabsichten gehabt haben. Er wollte demnächst seine Dokumente aus den Kisten sortieren.

Der Akt wurde am Dienstag an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Sollte es zu einer Anklage und zur Verurteilung kommen, drohen dem Pater bis zu drei Jahre Haft. (APA)