Der Computer als Pianist

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Linz - Computerwissenschafter der Johannes Kepler Universität um Gerhard Widmer haben beim diesjährigen "Performance Rendering Contest" im japanischen Sapporo drei Hauptpreise - den Rencon Award, den Rencon Technical Award und den Rencon Performance Rendering Contest - gewonnen, gab die Universität in einer Aussendung bekannt. Beim Rencon-Wettbewerb (Performance Rendering Contest) haben Wissenschafter aus aller Welt ihre Forschungsprojekte präsentiert, in deren Rahmen Computer vorgegebene Musikstücke mit "Ausdruck" interpretieren müssen; d.h. auf einem Computerflügel spielen und das Musikstück wie klassische Musiker quasi "zum Leben erwecken". Dies geschieht durch Variieren des Tempos und der Lautstärke.

"Mit Hilfe neuer, intelligenter Computermethoden wollen wir Licht in dieses komplexe künstlerische Verhalten bringen. Um diese Dinge zu erforschen, müssen wir zuerst mal vermessen, was Pianisten beim Spielen wirklich tun und was sie zugleich auch unterscheidet. Das ergibt eine riesige Menge von Messdaten, die wir mit Computerhilfe sichtbar machen und analysieren", erläutert Gerhard Widmer, Leiter des Instituts für Computational Perception.

Maschinelles Lernen

Mit seinem Forschungsteam (Maarten Grachten, Sebastian Flossmann und Bernhard Niedermayer) versucht Widmer seit einigen Jahren, den "Horowitz-Faktor" (die Interpretation wie Meisterpianist Horowitz) quantitativ auf den Punkt zu bringen. Dazu werden neueste Methoden des maschinellen Lernens angewendet. Mit den Daten versucht der Computer, aus Interpretationen wirklicher Musik zu lernen und diese selbst ausdrucksvoll zu spielen.

"Und genau so ein von uns entwickeltes selbst lernendes Computerprogramm hat bei der diesjährigen Rencon-Veranstaltung diese drei Hauptpreise gewonnen. Es zeigt uns, dass unsere Grundlagenforschung zum Thema Musikinterpretation auf dem richtigen Weg ist und es zeigt uns natürlich auch, dass wir weltweit in diesem Forschungsbereich zur Spitze gehören. Ausländische Gutachter und die Scientific Community bestätigen uns das regelmäßig", so Widmer. (red)