Die Analyse der drei wichtigsten Pässe der Österreicher im Spiel gegen Litauen verrät auf einen Blick die Unfähigkeit des Teams, spielbildende Achsen und Verbindungen zu etablieren. In der Viererkette stoßen wir auf eine Beziehungsdichte horizontaler Hilflosigkeit. Die Innenverteidigungsachse Prödl-Stranzl mutierte zum monströsen schwarzen Loch, in dem sämtliche vertikale Impulse verschwanden und das sich sukzessive auf das zentrale Mittelfeld ausdehnte.
Während Paul Scharner wie schon im Spiel gegen Frankreich damit beschäftigt war, die Löcher zu stopfen, die die Pässe seiner Mitspieler ein ums andere Mal aufrissen, erwies sich der weitaus öfter direkt angespielte Rene Aufhauser meist als Endstation.
Als Alternative blieb nur noch der lange Ball in die Spitze - praktiziert von Tormann Alexander Manninger und vor allem gegen Spielende von den beiden Außenverteidigern György Garics und Emanuel Pogatetz. Abgesehen von der inferioren Leistung der Solospitze Stefan Maierhofer verunmöglichte dies bereits im Keim einen robusten Spielaufbau.
Weder rechts noch links finden sich sinnvolle, stabile Dreiecke. Erst die Hereinnahme von Jürgen Säumel und Erwin Hoffer ließ ansatzweise erahnen, mit welchen Mitteln der kontrollierten litauischen Defensive beizukommen gewesen wäre. Für ein tatsächliches spielerisches Übergewicht hätte es gegen Litauen wohl auch gefährlicherer Flügelspieler als Christian Fuchs und Martin Harnik bedurft. Ihre häufigen Ballverluste unterbrachen den Spielfluss, ehe er sich entfalten konnte.
Bleibt die Systemfrage: Wie sinnvoll ist es, ein Spiel zu praktizieren, wenn die Person (Marc Janko), auf die es zugeschnitten ist, sich als unersetzlich erweist? Selbst wenn der Held des Frankreich-Matches beim nächsten Spiel wieder zur Verfügung steht, wird Teamchef Karel Brückner wohl an einer Variante basteln müssen, in der etwa Hoffer eine entscheidende Rolle zukommen könnte. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 12. September 2008)
DIE MEISTEN PÄSSE/PASSVERSUCHE
1. Stranzl-Prödl 23
2. Garics-Maierhofer 16
3. Pogatetz-Stranzl 14
3. Pogatetz-Fuchs 14
3. Prödl-Stranzl 14
3. Garics-Harnik 14
7. Prödl-Garics 13
7. Garics-Prödl 13
9. Stranzl-Pogatetz 12
10. Manninger-Maierhofer 11
11. Pogatetz-Maierhofer 10
12. Fuchs-Ivanschitz 9
12. Ivanschitz-Pogatetz 9
12. Ivanschitz-Fuchs 9
AM ÖFTESTEN ANGESPIELT
1. Maierhofer 68
2. Fuchs 58
3. Stranzl 52
4. Garics 46
4. Prödl 46
6. Ivanschitz 45
7. Pogatetz 44
8. Harnik 42
9. Aufhauser 28
10. Hoffer 26
11. Säumel 25
12. Scharner 24
GABEN DIE MEISTEN PÄSSE
1. Garics 75
2. Pogatetz 64
3. Stranzl 61
4. Prödl 58
5. Ivanschitz 45
6. Fuchs 37
7. Aufhauser 31
7. Manninger 31
9. Säumel 30
10. Maierhofer 28
11. Scharner 26
SCHLÜSSELSPIELER*
1. Garics 121
2. Stranzl 113
3. Pogatetz 108
4. Prödl 104
5. Maierhofer 96
6. Fuchs 95
7. Ivanschitz 90
8. Harnik 64
9. Aufhauser 59
10. Säumel 55
11. Scharner 50
12. Manninger 41
13. Hoffer 32
*Gegebene und angenommene Pässe
ERFOLGREICHE PÄSSE IN PROZENT
1. Hoffer 100 ( 6 von 6)
2. Scharner 92,3 (24 von 26)
3. Aufhauser 87,1 (27 von
31)
4. Säumel 86,7 (26 von 30)
5. Stranzl 82,0 (50 von 61)
6. Prödl 81,0 (47 von 58)
7. Ivanschitz 77,8 (35 von
45)
8. Pogatetz 76,6 (49 von 64)
9. Fuchs 75,7 (28 von 37)
10. Harnik 72,7 (16 von 22)
11. Garics 66,7 (50 von 75)
12. Manninger 64,5 (20 von
31)
13. Maierhofer 57,1 (16 von
28)
TEAMANTEIL ERFOLGREICHER PÄSSE
1. Stranzl 12,7
1. Garics 12,7
3. Pogatetz 12,4
4. Prödl 11,9
5. Ivanschitz 8,9
6. Fuchs 7,1
7. Aufhauser 6,9
8. Säumel 6,6
9. Scharner 6,1
10. Manninger 5,1