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Der Schulversuch Karl-Popper-Schule existiert seit zehn Jahren.

Foto: apa/robert

Wien  - Der Schulversuch Karl-Popper-Schule (SKP) am Wiedner Gymnasium in Wien ist aus Sicht der Schüler ein Erfolg. Das ist das Resümee einer Studie über die Oberstufenklassen für Hochbegabte, die am Freitag in Wien von den SKP-Gründern präsentiert wurde. "Wir wollten nicht nur tüchtige, sondern auch selbstbewusste und zufriedene Menschen heranbilden", betonte der ehemalige ÖVP-Vizebürgermeister Bernhard Görg. Und das sei der SKP auch gelungen. Bisher haben etwa 240 Schüler an der Popper-Schule ihren Abschluss gemacht.

Motivation

90 Prozent der befragten Absolventen von sechs Jahrgängen würden sich laut Studie wieder für die SKP entscheiden. Am wichtigsten war ihnen der Kontakt zu Gleichaltrigen, an zweiter Stelle steht das größere Angebot als im Regelschulwesen, gefolgt von eigenständigem Lernen und dem hohen Unterrichtsniveau. Wichtig ist den Absolventen auch die Fachkompetenz der Lehrer und der enge Kontakt zu ihnen. Zusammenfassung der Ergebnisse durch Studienautorin Sabine Rohrmann: Die Schüler hätten zwar vor allem aus schulisch-fachlichen Gründen in die SKP gewechselt, im Rückblick würden aber eher die sozialen Aspekte hervorstechen.

Impulse für Begabtenförderung

Auch ein anderes Ziel der Gründer wurde erreicht, schilderte der ehemalige Wiener Vizestadtschulrat Walter Strobl, der mit Andreas Salcher (Ex-ÖVP-Politiker und Buchautor) und Görg die Schule gegründet hat: Man habe Impulse für die Begabtenförderung in Österreich setzen können. Heute gebe es zahlreiche Institutionen dafür, etwa das Österreichische Begabungszentrum in Salzburg oder eine eigene Abteilung im Wiener Stadtschulrat. Damals habe es geheißen: Ein Hochbegabter braucht keine Förderung, der setzt sich sowieso durch, erzählte Salcher. Allerdings zeige die Studie, dass Hochbegabten soziale Aspekte besonders wichtig seien. "Wir konnten die Mauern der ideologisch begründeten Ignoranz niederreißen", so Strobl.

Der Schulversuch SKP ist eine Ganztagsschule mit einem hohen Maß an Individualisierung: Es gibt etwa ein Kurssystem, einmal pro Woche hat jeder Schüler eine Coaching-Stunde mit seinem Lehrer, statt Frontalunterricht gibt es Arbeit in kleinen Gruppen, im Labor, außerhalb des Klassenzimmers oder der Schule. Derzeit ist die SKP ist auf die Oberstufe begrenzt. Es gebe zwar immer wieder Diskussionen um eine Ausweitung auf die Unterstufe des Wiedner Gymnasiums, erzählt Strobl, konkrete Pläne gebe es aber nicht. Seit fünf Jahren werden laut Direktor Günter Schmid aber auch bestimmte Prinzipien der SKP in der Unterstufe angewandt.

Ganztagsschule

Am Wiedner Gymnasium gibt es pro Jahrgang zwei Begabtenförderungsklassen mit je 24 Schülern, für die man sich in einem Testverfahren qualifizieren muss. Dabei geht es laut Schmid weniger darum, die intelligentesten Schüler aus den etwa 100 Bewerbern auszuwählen, sondern jene, für die die Schule am besten geeignet sei. Die Schüler kämen aus allen sozialen Schichten, bei bildungsnahen gebe es aber einen Überhang. Etwa fünf Prozent verließen die Schule wieder, meistens bereits im ersten Semester, weil ihnen die Ganztagsschule zu wenig Freizeit lasse. (APA)