Mostviertel? Der Traisentalradweg führt im unteren Abschnitt auch durch das einzige Weinbaugebiet der Region.

Foto: Weinherbst Niederösterreich/Walter Pernikl

Der nun vollständig ausgebaute Traisentalradweg von Mariazell nach Traismauer mit einer Länge von 111 Kilometern ist nicht jedermanns Sache, denn im ersten Drittel ist das fast tausend Meter hohe Kernhofer Gschaid zu überwinden - mit einem strapaziösem Anstieg und einer ebenso steilen Abfahrt.

Wählt man hingegen das Teilstück von St. Aegyd am Neuwalde bis Traismauer, so ergibt das eine Tour, die zu einem wahren Genussradeln wird. Der Höhenunterschied bis St. Pölten beträgt über 300 Meter, bis zum Endpunkt gar 400 Meter. Es geht also immer bergab, ein paar kurze und zudem leichte Gegensteigungen fallen überhaupt nicht ins Gewicht.

Die durchwegs asphaltierte Strecke windet sich in vielen Kurven durch eines der lieblichsten Täler Niederösterreichs, der Radler goutiert nicht nur die landschaftlichen Schönheiten, sondern findet auch einiges zum Besichtigen vor, wie etwa das berühmte Stift Lilienfeld. Fast immer ist man dem Fluss nahe, der seinen Namen durchaus gerecht wird. Traisen leitet sich vom illyrischen tragisama ab, das schnell fließend bedeutet.

Die Route führt meist um die Ortschaften herum, selbst die Landeshauptstadt St. Pölten passiert man direkt am Ufer des Flusses, ohne mit dem Autoverkehr in Berührung zu kommen.

Den möglichen Ausgangspunkt St. Aegyd am Neuwalde Markt erreicht man mit der Bahn, der Radweg liegt unmittelbar neben der Station. Allerdings bestehen die Züge mitunter nur aus einem Triebwagen, der maximal sechs Räder mitnimmt.

Die ÖBB führen zwar auch einen Radzug ab St. Pölten - so jedenfalls ist's an etlichen Stationen plakatiert -, ein entsprechender Hinweis findet sich aber weder im Kursbuch noch im Internet. Auch das Call-Center der ÖBB (05 1717) zeigt sich ahnungslos.

Huckepack-Option

Die Länge der Tour lässt sich praktisch beliebig wählen, da man immer in geringer Nähe der Bahn radelt. Im Falle eines Falles kann man daher überall abbrechen und mit dem Zug weiterfahren. Für Gemütliche bietet sich besonders der Abschnitt bis Traisen an, aber selbst bis nach St. Pölten oder Traismauer verlangt die Tour keine besondere Kondition; es sei denn, man erwischt einen der seltenen Tage mit Gegenwind aus dem Norden.

Die Route ist tadellos beschildert, auch auf dem Asphalt finden sich Richtungspfeile oder Hinweise auf unübersichtliche Stellen, sodass der Radler sich der herrlichen Umgebung widmen kann und nicht ständig den richtigen Kurs suchen muss. Sehr praktisch: Etliche Informationstafeln weisen auf Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten der Gegend hin.

Noch ist der Traisentalradweg - vor allem an Wochentagen - nicht überlaufen, das dürfte sich aber bald ändern, wenn sich die Meriten und Schönheiten eines Kurses immer nahe am Wasser herumsprechen. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/13./14.9.2008)