STANDARD: Jörg Haider ist nur in Kärnten ungebrochen stark. Ist dieses Bundesland ein österreichischer Sonderfall?
Pelinka: Kärnten ist eine ganz andere politische Welt. Seit seinem Rückzug in die Alpenfestung dominiert Haider das politische Geschehen des Landes. Die anderen Parteien erstarren vor ihm wie das Kaninchen vor der Schlange.
STANDARD: Warum ist Haider gerade in Kärnten so stark?
Pelinka: Da gibt es vieles, was man anderswo nicht versteht. Den Kärntner Abwehrkampf etwa oder die Slowenenangst. Auf dieser Klaviatur hat Haider immer perfekt gespielt. Neben ihm wurde die einst dominante SPÖ zur zweiten Kraft und die ÖVP zu einer der schwächsten Landesparteien bundesweit, die Grünen sowieso. Auch FPÖ und BZÖ haben sich in Kärnten völlig gegen den österreichischen Trend entwickelt. Jörg Haiders oranger Putsch ist überhaupt nur in Kärnten aufgegangen.
STANDARD: Ist Haiders Stärke nicht auch die Schwäche seiner Gegner?
Pelinka: Die SPÖ ist innerlich so zersplittert, dass sie ihre frühere Parteichefin Gaby Schaunig ruiniert hat. Sie ist nicht an den Wählern gescheitert, sondern an ihrer Partei. Die hat sie auflaufen lassen. SPÖ-Bürgermeister haben sich gesagt, wozu brauchen wir eine Vorsitzende, die Haider angreift, wir richten es uns besser mit dem Landeshauptmann. Die ÖVP ist zu schwach, Position zu beziehen. Haider hat die beiden Parteien immer wieder erfolgreich gegeneinander ausgespielt. Auch die Kärntner Slowenen übrigens. Deshalb gibt es ja auch keine Lösung in der Ortstafelfrage.
STANDARD: Haider dürfte 2009 mithilfe von SPÖ oder ÖVP wieder Landeshauptmann werden.
Pelinka: Das ist grundsätzlich unverständlich. Beide Parteien haben ihn 1991 wegen seines Ausspruchs von der "ordentlichen Beschäftigungspolitik im Dritten Reich" abgewählt. Was damals galt, gilt heute immer noch. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Printausgabe, 23.9.2008)