Microsoft

Computerspiele lassen sich im Prinzip in drei Kategorien einteilen. In die "Boah, bist du d..."(BBDD)-Kategorie, die die völlige Fassungslosigkeit über besonders spektakuläre Grafik oder spielerische Möglichkeiten (siehe die GTA-Serie) akustisch begleitet. Die Entsprechung auf dem negativen Ende der Skala: "Geh bitte, so ein S..."(GBSES). Dazwischen liegt dann die "Na ja, eh"(NJE)-Bewertung - nettes bis gutes Spiel, aber allzu oft ein weiteres Mal greift man deshalb nicht zum Controller.

Und dann gibt es eine vierte, außerhalb jeglicher Qualitätsansprüche stehende Variante - die "Hi hi hi"-Spiele, deren wesentliches Merkmal es ist, von dermaßen putzigen Charakteren bevölkert zu sein, dass man unwillkürlich den Drang verspürt, den Dingern auf den Kopf zu tätscheln oder sie unter dem Kinn zu kraulen.

Gärtner

Viva Piñata - Trouble in Paradise (Microsoft Game Studios, XBox 360, ab 60 Euro) ist so ein Spiel. Die Wesen, die dort durch die Welt watscheln, hüpfen, schleichen, fliegen oder kriechen, sind derartig knuddelig, dass man von der Überdosis Kindchenschema fast zu glucksen beginnt.

Das eigentliche Spiel ist für Fans von Aufbausimulationen sicher ein Genuss. Ein Garten kann und muss gestaltet werden, um die Piñatas anzulocken - mittels bestimmter Pflanzen oder bestimmter Untergründe beispielsweise. Die Samen müssen eingekauft und die Pflanzen gegossen werden, den Viechern müssen die Voraussetzungen zur Paarung gegeben werden, damit man sie anschließend mittels Minigame zusammenbringen kann.

Eingescannt

Nicht alle Tiere kommen freiwillig, manche muss man erst in der Wüste oder in der Arktis einfangen. Andere bekommt man via Kamera und Internet: Den Spielen liegen Karten mit einem Strichcode bei, die, vor die Kamera gehalten, seltene Piñatas in die Welt bringen. Andere Tiere sind dagegen ziemlich bösartig, und dann gibt es noch den wirklich bösartigen Professor Pester. Nur mit beschaulicher Gartenarbeit sowie Hege und Pflege ist es also nicht getan.

Schwachpunkt

Auf der negativen Seite ist das grottenschlechte Tutorial zu verbuchen, nach dessen Absolvierung man erst recht wieder im Handbuch nachlesen muss, was nun eigentlich alles im Garten möglich ist. (Michael Möseneder, DER STANDARD/Printausgabe vom 13.9.2008)

Ein Minuspunkt, der aber praktisch sofort vergessen ist, sobald das erste Tier durch den Garten wuselt und der "Hi hi hi, ist der PUTZIG"-Faktor zuschlägt.