Rom - Das italienische Unternehmerbündnis CAI, das einen Übernahme- und Rettungsplan für die marode Fluggesellschaft Alitalia vorgelegt hat, ist zu Konzessionen bereit, um die Zustimmung der Gewerkschaften zum Kaufangebot zu erhalten. Nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" ist die Investorengruppe bereits, 100 Millionen Euro auf den Tisch zu legen, um somit die geplanten Gehaltskürzungen bei den Alitalia-Mitarbeitern zu reduzieren. Ungeachtet dessen wächst unter Alitalia-Kunden die Sorge, ob es nach diesem Wochenende noch Flüge gibt. Die Telefonleitungen der Alitalia-Büros und in ihrem (ratlosen) Call-Center glühen in diesen Stunden. Aus dem Ausland wurden bereits rückläufige Buchungen gemeldet.
Die geplanten Gehaltseinschränkungen sollen bei gleicher Produktivität von 25 auf 20 Prozent reduziert werden. Das Unternehmerbündnis entschloss sich zu diesem "Entgegenkommen" unter dem Druck der Regierung Berlusconi, die bis zum heutigen Sonntagabend eine Einigung über den Rettungsplan erreichen will.
Das CAI-Konsortium muss vor allem die einflussreiche Pilotengewerkschaften überzeugen. Die Piloten der Alitalia stemmen sich gegen den Rettungsplan mit der Begründung, er enthalte wesentlich schlechtere Arbeitsverträge für das Personal. Sie wehren sich gegen den Einheitsvertrag für alle Mitarbeiter der neuen Gesellschaft, die aus der Fusion der gesunden Teile der Alitalia mit Italiens privater Fluggesellschaft Air One entstehen soll.
Die Piloten verlangen auch eine Spezialregelung für sich selbst. Sie befürchten, dass die Alitalia zu einer "Low Cost"-Gesellschaft mit niedrigen Gehältern herabgestuft werden könnte.
Inzwischen bangen die Passagiere, die bereits Alitalia-Tickets gekauft haben, um ihre Flüge, nachdem der Sonderkommissar der Fluggesellschaft, Augusto Fantozzi, am Samstag gewarnt hatte, dass die Airline nur bis Montag in der Lage sei, ihre Flüge zu garantieren.
Das Call Center der Alitalia wurde mit Anrufen besorgter Passagiere überhäuft, die wissen wollten, ob ihre Maschine am Montag starten wird.
"Wir können den Passagieren nur raten, die Entwicklungen abzuwarten. Wir selber sind nicht mehr sicher, wie lange wir unseren Job haben werden", sagte eine Alitalia-Mitarbeiterin.
Auch die Flugbuchungen aus dem Ausland seien rasant zurückgegangen. Am Sonntag starteten allerdings alle Alitalia-Maschinen nach Plan.
In dieser schwierigen Lage setzten die Gewerkschaften am Sonntag in Rom erneut die informellen Gespräche mit Vertretern des Unternehmerverbands CAI fort. Am Sonntagabend sollen die Gewerkschaften in den Regierungssitz für die Endverhandlungen einberufen werden, hieß es in Rom. Ziel der Regierung Berlusconi ist es, zu einer formellen Einigung zu kommen. (APA)