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Die zivilisierte Menschheit braucht aber immer mehr vom kostbaren Nass. Je industrialisierter ein Land, umso höher der Verbrauch. Berücksichtigt man auch das Wasser, das zur Herstellung der täglich konsumierten Waren benötigt wird, "schlürft" der Durchschnitts-Europäer rund 2.400 Liter, der Nordamerikaner 4.700 Liter pro Tag.

Foto: AP/Rothermel

Wasser wird knapp. Obwohl es doch so reichlich vorhanden ist. Das Thema bewegt inzwischen sogar ein wasserreiches Land wie Österreich. Die Alpenrepublik hat zwar bei der Wasserversorgung eine privilegierte Position - vom natürlichen Angebot nützen wir nur drei Prozent für Haushalt, Industrie und Landwirtschaft -, die Ressource steht aber trotzdem nicht unbegrenzt zur Verfügung.

Dem Neusiedlersee - dem westlichsten Steppensee Europas - droht etwa durch die globale Erwärmung und immer geringere Niederschlagsmengen langfristig wieder einmal die Austrocknung. (Beim letzten Mal 1864 bis 1870 wurde im trockenen Seebett Reis angebaut) . Ganz zu schweigen von den 1,1 Milliarden Menschen, die überhaupt keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Weltwelt befinden sich fast 97 Prozent des Wassers in den Meeren. Rund zwei weitere Prozent sind in den Polareiskappen und in Gletschern zu Eis gefroren. Zum Trinken, Bewässern und für die Industrie steht der Menschheit insgesamt also nur ein Bruchteil zur Verfügung.

Industrialisierung fördert Verbrauch

Die zivilisierte Menschheit braucht aber immer mehr von dem Nass. Je industrialisierter ein Land, umso höher der Verbrauch. Berücksichtigt man auch das Wasser, das zur Herstellung der täglich konsumierten Waren benötigt wird, "schlürft" der Durchschnitts-Europäer rund 2.400 Liter, der Nordamerikaner 4.700 Liter pro Tag.

Im Jahr 1995 entfielen rund 80 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs auf  Bewässerungszwecke. Weit abgeschlagen folgen die industrielle und die private Nutzung. Die Zunahme der Weltbevölkerung trägt das ihre dazu bei, dass das kostbare Nass immer extensiver verbraucht wird. Wasser gilt deswegen schon länger als kostbarer Rohstoff, den es zu erhalten gilt.

Was knapp und wertvoll ist, zieht meist unweigerlich das Interesse der Investoren auf sich. Gefragt sind vor allem Wasser schonende Ideen, geht es doch darum, das vorhandene Wasser möglichst effizient zu verteilen und mittels neuer Technologien - vor allem in der Landwirtschaft - zu sparen.

Langfristiges Megathema

Das Anlagethema Wasser dürfte somit zusammen mit dem Klimawandel zu einem der langfristig wichtigsten Megathemen zählen. Die Wasserbranche verspricht sich Wachstumsraten von bis zu 15 Prozent. Die US-Investmentbank Goldman Sachs schätzte das Volumen globaler Wasseraktivitäten auf 365 Milliarden Dollar im Jahr 2004. "Direktinvestments in den Rohstoff Wasser - da habe ich noch keinen interessanten Weg gefunden", bemerkte Rohstoff-Guru Jim Rogers. Das Geschäft floriert in der Praxis dennoch auf verschiedenen Ebenen.

Auch wenn die erste Euphorie in Sachen Liberalisierung abgeklungen ist, versprechen sich doch die Strom- und Gasversorger - die sich als Multi-Utility-Versorger positionieren - über das Wassergeschäft den Eintritt in neue Märkte, sagt Caro Katzmann, Autorin des "Schwarzbuchs Wasser", zu derStandard.at: "Und das muss gar nicht einmal schlecht sein." Die großen Profite,  ergänzt sie, seien in diesem Bereich nicht zu erzielen. "Versorger zeichnen sich durch eine sichere Kundenbeziehung aus, die je nach Verträgen stabile Einnahmen sichert. Das ist es, was sie attraktiv erscheinen lässt für Investoren", erklärt Rainer Baumann, Senior Portfolio Manager der Schweizer Fondsgesellschaft SAM (Sustainable Asset Management), das Investoren-Interesse und verweist darauf, dass es gerade in diesem Bereich einiges zu beachten gelte: "Die Ausgestaltung der Verträge ist wichtig, denn nur dadurch lassen sich Investitionen in die Infrastruktur hinreichend weitergeben an die Verbraucher. In der Vergangenheit haben wir Fehler sowohl bei Versorgern, wie auch Regulatoren gesehen - gerade in den Neunzigerjahren, als man dachte, auf Gold gestoßen zu sein."

Besonders international gelte es, sich der zusätzlichen Risiken bewusst zu sein, meint Baumann - und zählt folgende auf: "Rechnungen, die sich nicht überall ähnlich einfach eintreiben lassen, oder in manchen Regionen Politiker, die gezielt Versorger unter Druck setzen. Nach Überprüfung der Nachhaltigkeitskriterien investieren wir in Versorger wie Veolia oder Manila Water, die gut aufgestellt sind in diesem Bereich."

Reinigung, Kontrolle und Entsalzung

Aber auch Wasseraufbereiter wie die heimische Christ Water Technology (CWT) reüssieren mit hochreinem Wasser zum Beispiel für die Arzneimittelherstellung. Die heimische BWT liefert kleinere und mittlere Wasseraufbereitungsanlagen für den privaten und gewerblichen Bereich. Verdient wird aber auch an Entsalzungsanlagen. Weltweit sind rund 15 000 davon in Betrieb, gut drei Prozent des Wasserbedarfs werden damit produziert. Die Karibikinsel Curacao hängt zum Beispiel mangels Grundwassers zu 100 Prozent am Tropf ihres Entsalzers. In den Golfstaaten werden inzwischen fast 60 Prozent des Wasserbedarfs per Entsalzung gewonnen. Allein Saudi-Arabien plant bis 2020 Investitionen von 14 Milliarden US-Dollar.

Aber auch in Europa sind solche Anlagen geplant, zum Beispiel in Zypern, wo der türkische Teil der Insel durch riesige Plastiksäcke mit Trinkwasser versorgt wird. "Wir investieren besonders im Bereich Wasseraufbereitung und Überwachung der Wasserqualität. Sehr interessant zeigen sich im Moment einige regulatorisch getriebene Themen, wo sich durch UV-Licht neue Möglichkeiten der Wasserreinigung ergeben", erklärt SAM-Manager Baumann seine Strategie. "Effiziente Bewässerung, getrieben durch die Nahrungsmittelproduktion, ist ein weiterer Erfolg versprechender Bereich, denn hier wird mit Abstand am meisten Wasser benutzt." Eine teure Angelegenheit sind undichte Leitungen, weil entweder Frischwasser verloren geht oder Abwasser die Böden verseucht. An den zu tätigenden Milliardeninvestitionen verdienen Röhrenhersteller wie Wienerberger oder Geberit und spezialisierte Baufirmen wie die französische Bouyges.

Risiken

Auch wenn die Aussichten grundsätzlich gut sind - Investments in einzelne Aktien der Branche sind auch mit Risiken behaftet. Die einfachste Lösung für Privatinvestoren mit langfristigem Anlagehorizont ist der Kauf von Fondsanteilen. Wenn sich die Aktien der entlang der Wertschöpfungskette Wasser tätigen Firmen der Korrektur an den Weltmärkten auch nicht vollständig entziehen konnten, schnitten viele von ihnen trotz der schlechten Marktphase recht passabel ab. "Historisch zeigt sich, dass der SAM Sustainable Water Fund in schlechten Marktphasen wie der Markt, oder leicht besser rentierte, während er in guten Marktphasen überdurchschnittlich zulegte", verweist SAM-Mann Rainer Baumann auf das Potenzial der Branche. (Regina Bruckner, derStandard.at, 16.9.2008)