New York - "Anleihenkönig" Bill Gross hat trotz US-Finanzkrise gut lachen. Der Fondsmanager des weltgrößten Anleihenfonds Pimco Total Return Fund, der seit einiger Zeit für die Übernahme von Fannie Mae und Freddie Mac durch die US-Regierung getrommelt hatte, hat vergangene Woche seinen Anlegern ordentlich Rendite bringen können. Nachdem die Regierung am Montag der vergangenen Woche die Kontrolle über die angeschlagenen US-Baufinanzierer übernommen hatte, legte der Fonds um sage und schreibe 1,7 Mrd. Dollar (1,2 Mrd. Euro) zu.

Der 134 Mrd. Dollar schwere Fonds hatte stark in kreditbesicherte Anleihen investiert. Mehr als 60 Prozent des Fonds waren in diesen Papieren angelegt, die im Zuge der Finanzkrise unter Druck geraten waren. Ein Großteil der Anleihen stammte dabei von den beiden staatlichen Baufinanzierern.

Warnung vor "finanziellem Tsunami"

Nicht alle Börsianer sind froh über die starke Performance des Fonds. Gross, Chief Investment Officer des Anleiheninvestmenthauses Pimco, war seit Wochen für eine Übernahme von Freddie Mac und Fannie Mae eingetreten. Anderenfalls würde es einen "finanziellen Tsunami" geben, hatte er gewarnt. Auf Bloomberg TV hatte er dann vor dem Wochenende noch nachgelegt: Die Regierung müsste tiefer in die Tasche greifen. Dass ihm dieser "Wunsch" erfüllt und dem Investmenthaus damit 1,7 Mrd. Dollar in die Kassen gespült wurden, stößt bei vielen Anlegern auf Unverständnis.

Schon im November 2007 war Gross politisch aktiv geworden und hatte die US-Notenbank aufgefordert, die Zinsen aggressiver zu senken. Seitdem wurden sie auf 2,0 Prozent gesenkt. Auch vor dem Irakkrieg hatte der Anleihenkönig versucht, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Er trat als vehementer Gegner der Invasion im Mittleren Osten auf. Der Grund, unkten die Kritiker: Der Fonds des Kaliforniers war vor dem Irak-Einsatz vor allem in Unternehmensanleihen investiert, die dann auch gehörig unter Druck gerieten. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.9.2008)