Istanbul - Mit Tauchern haben die türkischen Behörden am Montag nach Opfern eines Fährunglücks in Bandirma im Nordwesten des Landes gesucht. Die Fähre "Hayat N" war in der Nacht auf Montag kurz nach der Abfahrt in Bandirma mit 106 Menschen an Bord gesunken. Mindestens ein Passagier kam dabei ums Leben, vier weitere wurden noch vermisst. 101 Menschen konnten gerettet werden. Die Unglücksursache war am Montagnachmittag noch unklar.

Die "Hayat N" sollte mit mehr 73 Lastwagen und zwei Pkw an Bord nach Istanbul fahren. Überlebende berichteten, kurz nach dem Ablegen habe es eine Erschütterung "wie bei einem Erdbeben" gegeben. Danach habe das Schiff Schlagseite bekommen und sei gesunken. Die meisten Passagiere sprangen über Bord und wurden von Booten aufgefischt, die vom Hafen in Bandirma zum Unglücksstelle gefahren waren. Lastwagenfahrer Kadir Kalin machte der Schiffsbesatzung schwere Vorwürfe: Statt Rettungswesten habe die Mannschaft Regenmäntel an die Passagiere verteilt.

Kapitän verhöhrt

Die Behörden verhörten nach dem Unglück den Kapitän des Schiffes und weitere Verdächtige. Gouverneur Selahattin Hatipoglu sagte, zum Unglückszeitpunkt habe starker Wind und hoher Wellengang geherrscht. Möglicherweise sei dadurch ein Teil der Ladung ins Rutschen geraten. Das Schiff liege in etwa 20 Meter Tiefe und werde von Tauchern untersucht. Dem Gouverneur zufolge hatte der Kapitän kurz vor dem Unglück offenbar noch versucht, umzudrehen und an die Anlegestelle zurückzukehren: Der Bug des Schiffes weise Richtung Land. Medienberichten zufolge ist es auch möglich, dass die Fähre überladen oder falsch beladen war. (APA/AFP)