Washington/Wien - Karl Rove gilt als einer der skrupellosesten Politikstrategen in Washington und war als langjähriger Spitzenberater von US-Präsident George W. Bush alles andere als zimperlich. Doch die Attacken von Bushs Parteifreund John McCain auf seinen demokratischen Rivalen im US-Präsidentschaftswahlkampf gehen selbst ihm zu weit. "McCain ist in einigen seiner Werbespots einen Schritt zu weit gegangen", sagte Rove am Sonntag im rechtslastigen US-Nachrichtensender Fox News.

McCain habe Obama nämlich Dinge vorgehalten, "die, na ja, jenseits des "100-prozentig-wahr'-Tests liegen", sagte der Architekt der republikanischen Wahlsiege im Jahr 2000 und 2004. Roves Aussage entbehrt nicht einer gewissen Ironie, galt doch sein Vorgehen gegen McCain im republikanischen Vorwahlkampf 2000 als besonders schmutzig. Als McCain dem Favoriten George W. Bush im Rennen um die republikanischen Präsidentschaftskandidatur gefährlich nahe gekommen war, soll Rove das Gerücht verbreitet haben, dass McCain ein uneheliches Kind mit einer Afroamerikanerin gezeugt habe. McCains Kampagne erholte sich von diesem Schlag nicht mehr.

Spanischsprachiger Spot

Unmittelbarer Anlass für Roves Kritik an McCain dürfte ein neuer spanischsprachiger Werbespot des Präsidentschaftskandidaten gewesen sein, in dem unwahre Behauptungen zu Obamas Position in Immigrationsfragen aufgestellt werden. Obama habe durch sein Abstimmungsverhalten im Senat eine Reform der Immigrationsgesetzgebung verhindert und sich damit gegen die (mehrheitlich spanischsprachigen) Einwanderer gestellt, heißt es in dem Spot. Tatsächlich hatten Obama und McCain im Juni gemeinsam für die von McCains republikanischen Parteifreunden zu Fall gebrachte Reform gestimmt, berichtet der US-Nachrichtensender CNN.

Obamas Kampagne griff die Aussagen des früheren Bush-Beraters begierig auf. Sollte sich noch irgendjemand gefragt haben, ob McCain "die schmutzigste und verlogenste Wahlkampagne der Geschichte" führe, dann habe Rove, "der bisherige Rekordhalter in dieser Hinsicht", die letzten Zweifel zerstreut, sagte Obamas Sprecher Tommy Vietor. Rove sagte daraufhin, seine Kritik habe auch Obama gegolten, dessen Werbespots "noch irreführender" als jene McCains seien. (APA)