Wien - Diätberater, Ernährungsberater, -coach, -trainer oder -manager: Bei diesem "Wildwuchs" an Berufsbezeichnungen und den dazugehörigen Ausbildungen, wie zum Beispiel im Ernährungsbereich, wird es für Patienten immer unüberschaubarer, wer wofür wirklich qualifiziert ist. "Es werden Patienten durch unqualifizierte und zum Teil auch gesetzeswidrige Angebote getäuscht oder falsch behandelt", sagte Gabriele Jaksch, Präsidentin des Dachverbandes der gehobenen medizinisch-technischen Dienste Österreichs (MTD-Austria), der die Interessen u.a. von Diätologen, Logopäden oder Ergotherapeuten vertritt, im Rahmen der Präsentation des "1. Österreichischen MTD-Berichtes" in Wien.
"Oft nur Wochenendausbildungen"
Oft dauere die Ausbildung dieser "selbst ernannten Berufsgruppen" nur ein Wochenende - laut dem Verband der Diätologen Österreichs viel zu kurz. "Ernährungsberatung erscheint auf den ersten Blick banal: Mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte essen", sagte Verbands-Vorsitzende Andrea Hofbauer. Doch oft seien Leute mit Gewichtsproblemen krank - und dann könnte die "Behandlung durch diese Personen gefährliche Formen annehmen", so die Diätologin. Denn um Menschen optimal betreuen zu können, müssten auch die medizinischen Hintergründe erkannt werden.
Problematisch sei die Situation nicht nur für Patienten, die eine entsprechende Leistung verlangen, sondern auch für jene Personen, die teures Geld in "erfundene Ausbildungen" stecken und dort Tätigkeiten lernen, die sie nach österreichischer Rechtslage gar nicht erbringen dürften. "Fantasiebezeichnungen für diese Leute, die oftmals verwechslungsfähig lauten, runden die Verwirrung ab", erklärte Wilhelm Frank, Autor des MTD-Berichtes, der auch gedruckter Form erhältlich sein wird.
Kritik an fehlenden Gesetzen
Die Etablierung besagter "selbst ernannter Berufsgruppen" würden durch einige Umstände begünstigt: So verfügen die Berufsverbände über keine gesetzliche Regelung für ihre Registrierung. Daher könnten sich die Betroffenen nicht ausreichend gegen in erster Linie kommerziell orientierte Angebote abgrenzen. Deswegen wünschte sich MTD-Austria als "öffentlichkeitswirksame Maßnahme" eine "Liste", dessen Verwaltung der Verband selber vornehmen will. Zudem gäbe es keine aussagekräftigen Bedarfsanalysen für die Ausbildung. So würden zum Beispiel viel mehr Logopädinnen benötigt, beklagte Ingrid Haberl, Präsidentin von Logopädie Austria. Die Folgen seien "eklatante Unterversorgung der Bevölkerung und übervolle Praxen".
Kritik geübt wurde bei der Präsentation auch an den derzeit herrschenden Rahmenbedingungen für die therapeutische Versorgung von Patienten. Deswegen forderte MTD-Austria unter anderem eine Krankenkassen-Refundierung für alle Leistungen der medizinisch-technischen Dienste und - unter dem Aspekt der Qualitätssicherung - eine einheitliche Bundesfinanzierung für Bachelor- und Masterstudiengänge. "In letzter Zeit wird viel von einer Gesundheitsreform geredet, doch dabei geht es um die Finanzierung und leider nicht um die Gesundheit die Österreicher", so Jaksch. (APA)