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Liberalere Migrationspolitik nütze weniger den MigrantInnen, als dem Zuwanderungsland selbst, meint Michael Friedländer

"Heute ist Österreich nicht wieder zu erkennen. Die Wirtschaft Wiens und der Landeshauptstädte wächst um jährlich zehn Prozent, wie zuvor nur die chinesische Wirtschaft." Geht es nach der neu gegründeten Initiative "Pro Austria", sieht so die Zukunft Österreichs aus – vorausgesetzt, es komme schon bald zu einer Kehrtwende in Sachen Integrationspolitik. Denn hinter "Pro Austria" verbirgt sich kein Verein konservativer PatriotInnen, sondern ein neu gegründetes "Zentrum für Migrationspolitik", dessen Vorstand zudem überaus bekannte Namen enthält.

Von Ferdinand Lacina über Heide Schmidt und Franz Fischler bis hin zu Freda Meissner-Blau: Die Riege ist nicht nur prominent, sondern auch politisch farbenprächtig besetzt. "Wir wollen eine Anlaufstelle für die Politik sein, wenn sie Konzepte braucht", erklärt Pro Austria-Generalsekretär Michael Friedländer im derStandard.at-Gespräch.

"Einen Schritt zurück steigen"

Ziel sei eine Versachlichung der Integrationsdebatte: Wenn tagespolitisch wieder einmal polemisiert wird – Stichwort Kriminalität unter Zugewanderten - , wolle das Zentrum "einen Schritt zurück steigen", um sich wissenschaftlich fundiert öffentlich zu Wort zu melden "und zu sagen: ‚Wie schaut es wirklich aus?'", so Friedländer. Wobei das Institut nicht selbst forschen, sondern lediglich Sammelbecken und Sprachrohr für Migrationsforschung in In- und Ausland sein wolle – in Zukunft. Denn bislang besteht Pro Austria aus wenig mehr als aus einem zehnköpfigen Vorstand, einem Positionspapier, Friedländers Kontaktadresse und einer Idee.

"Zuwanderungsfeindliches" Klima

Dass daraus ein Büro mit fünf MitarbeiterInnen erwächst, das jährlich einen umfangreichen Migrationsbericht, monatlich zwei fixe Newsletter und laufend Ad hoc-Meldungen herausgibt, davon ist Friedländer jedoch überzeugt: Finanzierungsgespräche mit der Privatwirtschaft zeigten bereits erste Früchte. Schließlich sei die Wirtschaft ganz besonders an einer Umgestaltung der Integrationspolitik interessiert, ist der Wirtschaftswissenschafter überzeugt: Neuzuwanderung bedeute einen Zuzug an Nachfrage, ein größeres Pool an potenziellen Fachkräften und außerdem einen höheren Anteil an Hochqualifizierten: "Zurzeit ist es ja eher so, dass die High Potentials anderswo hingehen, weil dort das Klima nicht so zuwanderungsfeindlich ist", meint Friedländer.

Dass eine liberalere Zuwanderungspolitik nicht nur ein Thema für Menschenrechtsvereine ist, solle auch der Name des Zentrums verdeutlichen: "Pro Austria" symbolisiere, dass von einem aufgeschlossenen Umgang mit Migration "nicht die Migranten am meisten profitieren, sondern vor allem Österreich selbst." (Maria Sterkl, derStandard.at, 15.9.2008)