Das European Extremly Large Telescope, wie es sich die Europäische Südsternwarte ESO in Randerings vorstellt.

Foto: ESO

Unter dutzenden Teleskopprojekten und Satellitenmissionen, die derzeit in Planung oder Diskussion sind, ist das European Extremely Large Telescope (EELT) unter den europäischen Astronomen die Nummer eins. Mit einem Durchmesser von 42 Metern soll der Spiegel mehr als zwölfmal so viel Fläche haben wie die derzeit größten optischen Teleskope. Baubeginn könnte in drei Jahren sein, die Inbetriebnahme um 2017.

Die Planungen für das EELT waren denn auch das wichtigste Thema bei der JENAM, der Tagung der beiden österreichischen und einer europäischen Fachgesellschaft vergangene Woche an der Uni Wien. Für dreizehn Instrumente, die jeweils Erkenntnisse zu unterschiedlichen Fragen versprechen, wurden gute Gründe präsentiert. Nur drei davon lassen sich realisieren. Die schwere Wahl wird die Community noch bis einige Monate vor Baubeginn beschäftigen.

Gerry Gilmore, der bei der JENAM die Diskussion über das EELT abrundete, sagte: "Unbedingt vermeiden müssen wir, dass wir die gleichen Instrumente wie die Amerikaner bauen." Deren Thirty Meter Telescope (TMT) wird nämlich nahezu parallel geplant und gebaut. Sowohl das EELT als auch das TMT sollten in etwa zehn Jahren in Betrieb gehen, um einige Jahre parallel zum James-Web-Raumteleskop, das ab 2013 eingesetzt werden soll, Beobachtungen zu erlauben.

Die neueste Generation der Erd- und Raumteleskope versprechen einander nämlich zu ergänzen, erklärt der Astronom aus Cambridge und verweist auf Entdeckungen, an denen Hubble- und Very Large Telescope gemeinsam beteiligt waren. Plante die Europäische Südsternwarte (ESO) das EELT bisher im Alleingang, ist bei der letzten Ratssitzung (zugleich der ersten mit österreichischer Teilnahme) beschlossen worden, das Projekt zu öffnen.

Eine Milliarde Euro

Bis zur Inbetriebnahme wird mit Kosten von einer Milliarde Euro gerechnet. Das entspricht dem achtfachen Jahresetat der ESO, die damit drei weitere Teleskopanlagen in Chile unterhält. Bis zu dreißig Prozent des EELT könnten von Partnern in Kanada, Japan oder China übernommen werden.

Neben Gerry Gilmore wertet auch Catherine Cesarsky die Öffnung als Meilenstein zu einer global organisierten Astronomie. Die frühere Präsidentin der ESO, die heute dem Astronomenweltverband IAU vorsteht, berichtete im Gespräch mit dem Standard, dass in Asien ein astronomischer Forschungsverbund nach dem Vorbild der ESO entsteht. Das erste wahrhaft globale Projekt wird wohl das Square Kilometer Array, ein Park von Radioteleskopen, der um 2020 in Südafrika oder Australien seine Messungen aufnehmen soll. Mit den 14 ESO-Mitgliedern ziehen nun auch Forschungsorganisationen aus weiteren europäischen Ländern an einem Strang. In ihrem Auftrag hat das Netzwerk Astronet seit Anfang 2007 eine gemeinsame Strategie erarbeitet und astronomische Projekte begutachtet. Ganz oben auf der Prioritätenliste von Astronet steht, wie könnte es anders sein, das EELT. (stlö/DER STANDARD, Printausgabe, 17.9.2008)