Pensionist müsste man sein! Das ist nicht nur heimliches Karriereziel eines beachtlichen Teils der österreichischen Arbeitsbevölkerung - der arbeitende Teil der Bevölkerung kann auch mit berechtigtem Neid auf die Pensionsbezieher schauen, denen in Vorwahlzeiten eine Pensionserhöhung in Aussicht gestellt wird, die mit mehr als 3,2 Prozent (die SPÖ will sogar 3,4 Prozent) deutlich höher ausfallen soll als das, was die Gewerkschaften bei den meisten Kollektivvertragsverhandlungen der letzten zwölf Monate durchsetzen konnten. Dazu kommt sie zwei Monate früher als sonst, was den Wert rechnerisch um ein weiteres Sechstel erhöht. Und als Draufgabe soll es eine Einmalzahlung geben. So etwas kriegen andere Bevölkerungsgruppen nicht.

Aber bevor diese (Noch-)Nicht-Pensionisten allzu neidig werden, lohnen ein paar Überlegungen, die das Wahlzuckerl in das rechte Licht rücken: Erstens sind die Pensionseinkommen im Vergleich zu den durchschnittlichen Arbeitseinkommen deutlich niedriger - wer eine Pensionserhöhung bekommt, gibt davon den Großteil wirklich aus. Das bedeutet, dass die vorgezogene und relativ üppige Pensionserhöhung unmittelbar konjunkturwirksam wirkt.

Zweitens gibt es immer noch beachtliche intergenerationelle Transfers - sprich: Senioren schenken jüngeren Verwandten viel von dem, was sie nicht unmittelbar für den eigenen Bedarf ausgeben. Und drittens wollen die Jüngeren nicht auf diese Geschenke angewiesen sein. Gut so: Dann werden sie sich bei der nächsten Kollektivvertragsrunde für mehr Umverteilung stark machen und selber auf höhere Abschlüsse für die aktive Bevölkerung drängen. (Conrad Seidl/DER STANDARD-Printausgabe, 17. September 2008)