Derzeit besuchen 400 Kinder und Jugendliche die Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht und den Kindergarten.

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Wien - Besonders einladend wirkt das neue jüdische Grätzel ja noch nicht. Doch das soll sich bald ändern. Denn in der Simon-Wiesenthal-Gasse im 2. Bezirk steht die neue Zwi-Perez-Chajes-Schule, die zwar schon seit Schulbeginn am 1. September in Betrieb ist, aber erst am Mittwoch, feierlich eröffnet wird.  Zwischen der Baustelle vom jüdischen Seniorenheim, dem Maimonides-Zentrum, das 2009 eröffnen soll, und der U2-Baustelle Donaumarina steht das dreistöckige Gebäude mit der offenen Fensterfront. Dahinter befinden sich Spielplätze und das Sportzentrum Hakoah.

In der 8000 Quadratmeter großen Schule, die nach Plänen des Architekten Thomas Feiger gebaut wurde, sind Kindergarten, Volksschule und Gymnasium untergebracht. Derzeit besuchen 400 Kinder und Jugendliche die Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht und den Kindergarten, für weitere 200 wäre noch Platz. Schulerhalter ist die Israelitische Kultusgemeinde (IKG). Präsident Ariel Muzicant spricht von „der größten derartigen Schule in Europa".

Buchstaben im Zentrum

Gegründet wurde die Zwi-Perez-Chajes-Schule 1919 vom gleichnamigen Oberrabbiner, 1939 wurde die Schule von den Nazis geschlossen, die Schüler wurden vertrieben oder ermordet. 1980 gründete die IKG die Schule in der Castellezgasse neu. Weil die alte Schule aus allen Nähten platzte, kommt der Neubau gerade recht. Was die Schule von anderen unterscheidet: Die Kinder lernen vom Kindergarten an Hebräisch. Das hebräische Alphabet, das Alephbet, ist auch das Zentrum der Schule, im wahrsten Sinn des Wortes: Wie ein Gemälde sind die Buchstaben an der großen Wand im zweiten Stock des Gebäudes angebracht. Doch auch die Pinnwände und Türen ziert das Alephbet. An den Türen der Kindergartengruppen beispielsweise. Dort klebt aber auch ein anderer Zettel: „Wir haben Läuse", steht an der Tür der „Schneckengruppe".

„Die meisten Kinder bleiben von der Krippe bis zur Matura an der Schule", sagt Daniel Brandel, der administrative Leiter. Die Statuten der Schule - koscheres Essen, die Kippa für die Burschen, Beten, schulfrei an jüdischen Feiertagen - gelten für alle Kinder. „Die Idee dahinter ist, dass jede jüdische Familie, ob orthodox oder weniger religiös, ihre Kinder hierher schicken kann", sagt Natalie Neubauer vom Schulverein. Judith Zinner, Leiterin der Volksschule, ergänzt: „Wir vermitteln hier die jüdische Identität, die Jiddischkeit."
Neu für die Schüler ist nicht nur das Gebäude, sondern auch die Uniform: hellblaue Hemden oder Blusen, T-Shirts, Sweater. „Eine gute Idee", sagt die 15-jährige Sara. Nathan ist weniger begeistert, räumt aber ein: „Es herrscht keine Konkurrenz. Aber es nervt, immer das Gleiche zu tragen." Die modern eingerichtete Schule ist zwar neu, aber noch nicht ganz fertig. Der letzte fehlende Baustein ist die Synagoge. Der IKG fehlen dafür 400.000 Euro. (Marijana Miljkovic/DER STANDARd-Printausgabe, 17. September 2008)