Wien - Grünen-Chef Alexander Van der Bellen strebt eine Zweier-Koalition mit einer der beiden Großparteien an - und er glaubt auch, dass sich das ausgeht. Im APA-Interview prognostizierte er das Scheitern der Kleinparteien und die Aufteilung der Restmandate auf die Parlamentsparteien. Damit wären 45 Prozent zusammen mit einer Großpartei für eine Regierungsbeteiligung ausreichend, so Van der Bellens Rechnung. Sein Wahlziel bleibt demnach 15 Prozent. Wem der beiden Großen er die restlichen 30 Prozent eher zutraut - die SPÖ liegt in Umfragen derzeit bei 28 Prozent, die ÖVP bei 26 Prozent - wollte er freilich nicht beantworten.

"Nebensächlich"

"Das ist mir im Grunde genommen nebensächlich", so Van der Bellen. Bezüglich einer möglichen Koalition sei vielmehr die Frage, wer von den derzeitigen Regierungsparteien eher bereit ist, große Innovationen im Bildungswesen sowie in der Energiepolitik umzusetzen, so der Professor. Eine Zusammenarbeit mit der ÖVP kann sich Van der Bellen nur bei einem gemäßigterem VP-Kurs in der Zuwanderungspolitik vorstellen. Bei der SPÖ stört ihn, dass sie "jede Chance auf eine moderne Energie- und Klimapolitik verschlafen hat" und ihre neue EU-Linie.

Den Sozialdemokraten traut er indes auch bezüglich Koalitionswünschen so einiges zu. Neben der vielzitierten "Wachteleier"-Koalition mit der FPÖ, hält Van der Bellen auch eine Dreier-Koalition zwischen SPÖ, FPÖ und BZÖ für möglich - sollten das die Mehrheitsverhältnisse erfordern. Über eine Wiedervereinigung zwischen Blauen und Orangen möchte der Grüne Bundessprecher zwar eigentlich "überhaupt nicht spekulieren", die beiden würden aber nur "persönliche Eitelkeiten" trennen, inhaltliche Hürden gebe es keine, so Van der Bellen.(APA)