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Dass am Land nur Agrarwirtschaft, Trachtenverein und Schuhplatteln angesagt sind, ist eine alte Karmelle. Dennoch: Fehlende Jobs und Kinderbetreuung lassen Frauen in die Ballungszentren abwandern. Die Folge: Männerüberschuss in etlichen Regionen.

Salzburg - Wie kann der ländliche Raum attraktiver gestaltet werden, so dass nicht immer mehr Frauen in die Ballungszentren abwandern? Mit dieser Frage beschäftigte sich am Mittwoch das überparteiliche Symposium "ländlicher Raum - männlicher Raum?", das vom Institut für Raumplanung im Hefterhof in der Stadt Salzburg veranstaltet wurde.

Um diesen Frauen eine Zukunftsperspektive zu bieten, müsse sich die Politik verstärkt an deren Bedürfnissen und modernen Lebensentwürfen orientieren, betonten Frauenministerin Heidrun Silhavy und Nationalratsabgeordnete Rosa Lohfeyer (beide SPÖ) bei einer Pressekonferenz. In "wirtschaftlich nicht dynamischen Bezirken" bestehe bereits ein Überhang von Männern zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr. Besonders viele junge Frauen würden wegziehen. "Das fördert die Spirale aus dem Rückzug der Daseinsvorsorgeeinrichtungen, Verlust an Lebensqualität, geringe Geburtenquote, Überalterung und Bevölkerungsverlust in der Region", warnte Silhavy.

Deshalb setze sich die SPÖ für eine starke Regionalpolitik ein, die Chancengerechtigkeit und regionalen Ausgleich fördere. Die Gesellschaft solle sich von der Legende verabschieden, dass der ländliche Raum immer noch von der Agrarwirtschaft alleine geprägt sei. Vier Fünftel der Bevölkerung lebe dort von Gewerbe, Industrie und Dienstleistung. "Das erfordert beispielsweise eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, der Kinderbetreuungseinrichtungen und eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Bund, Länder und Gemeinden", sagte die Frauenministerin.

In Salzburg sei die Absicherung der Krankenhäuser in den Bezirken gelungen, "zusätzliche Facharztstellen wurden eingerichtet", erklärte die gebürtige Pinzgauerin Rosa Lohfeyer. Für den Ausbau der Kinderbetreuung gebe das Land 2009 um 60 Prozent mehr aus als 2003. Allerdings fehlten noch Betreuungseinrichtungen für Kinder von Frauen, die am Wochenende in der Tourismusbranche beschäftigt sind.

Als Abgeordnete zum Nationalrat arbeite sie auch konsequent an der Etablierung und finanziellen, längerfristigen Absicherung von Frauenserviceeinrichtungen am Land. 2008 sei vom Frauenministerium ein um 27 Prozent höheres Budget für bisher städtische Einrichtungen wie "Frauen-Treffpunkt", "Frauen-Notruf" und die Beratungsstelle "KoKon" gewährt worden. "Jetzt besteht die Möglichkeit, die Sprechstunden auch in den Bezirken abzuhalten."

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft habe die Bergbauerngebiete stark beeinflusst, erläuterte Karin Okonkwo-Klampfer von der Bergbauernvereinigung (ÖBV). Im Jahr 2005 gab es österreichweit mit 190.000 Betrieben nur mehr halb so viele wie in den 1950er Jahren, jährlichen würden jetzt im Schnitt 13 Höfe aufgeben, "Tendenz gleichbleibend". Die Wanderausstellung des ÖBV "Im Auslauf?" beleuchtet die Lebensrealität der Bergbäuerinnen und hinterfragt die Rolle der Geschlechter. (APA)