"Unsere Lebenserwartung steigt täglich um sechs Stunden. Die Mehrheit der Kinder, die im Jahr 2000 geboren wurden, werden ihren 100. Geburtstag erleben", erklärte James Vaupel, der Leiter des Max-Planck-Instituts für Demografieforschung beim Pensionssymposium der Raiffeisen-Versicherung in Kopenhagen.

Hatte man früher nicht glauben können, dass Menschen älter als 65 werden, so gibt es derzeit schon Prognosen, dass ein Alter von 150 möglich sein wird. In der jüngeren Vergangenheit - zwischen 1950 und 2005 - stieg die Lebenserwartung von Frauen in Österreich von 67 auf knapp 83 Jahre, jene von Männern von 62 auf über 76 Jahre. Auch die verbleibende Lebenserwartung ab 65 hat in diesem Zeitraum erheblich zugelegt: bei Frauen auf rund 20 und bei Männern auf knapp 17 Jahre.

Auf das staatliche Pensionssystem kommen also allein aus der steigenden Lebenserwartung erhebliche Belastungen zu, die Kürzungen erwarten lassen. Weiter verschärft wird das Problem durch niedrige Geburtenraten. "In Europa wird sich das Verhältnis der Erwerbstätigen von 15 bis 64 Jahren zu den über 65-Jährigen von derzeit 4:1 auf 2:1 bis 2050 halbieren", führte Christian Sedlnicky, Vorstandschef der Raiffeisen Versicherung, aus.

Während Länder wie Deutschland und Dänemark bereits reagiert und die Anhebung des Pensionsalters auf 67 Jahre beschlossen haben, kämpft man in Österreich noch immer darum, die Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer in die Nähe des derzeit noch geltenden Pensionsalters von 60 bzw. 65 Jahren zu bringen. Aktuell liegt sie bei 38,6 Prozent (bei den 55- bis 64-Jährigen) und Österreich damit im unteren Drittel der EU-27. Dänemark schafft es mit einer Erwerbsquote von 58,6 Prozent in dieser Altersgruppe nach Schweden und Estland auf Platz drei.

Das Bewusstsein für die Rentenproblematik und die Notwendigkeit, rechtzeitig mit einer eigenen Vorsorge zu beginnen, nimmt laut Sedlnicky aber zu. "Das durchschnittliche Abschlussalter bei Rentenversicherungen ist bei uns allein von 2002 bis 2008 um sechs Jahre gesunken und liegt nun bei knapp unter 37 Jahren." Noch früher, nämlich im Schnitt mit 23 Jahren, entscheiden sich Raiffeisen-Kunden für die staatliche Zukunftsvorsorge.

Pflegevorsorge

Nicht zufriedenstellend entwickle sich aber die betriebliche Pension und die private Pflegevorsorge. "Aktivitäten für die zweite Säule sind in Österreich noch ein Minderheitenprogramm", erklärte Sedlnicky. Erst 18 Prozent der Österreicher haben Ansprüche aus einer Pensionskasse, der EU-Schnitt liege bei 51 Prozent. Die betriebliche Kollektivversicherung werde wegen der Begrenzung bei variablen Zuzahlungen des Arbeitgebers kaum genutzt, so Sedlnicky.

Noch trister schaue es bei der privaten Pflegevorsorge aus, für die es insgesamt erst rund 41.000 Verträge gebe. Sedlnicky fordert daher staatliche Förderungen wie bei der Zukunftsvorsorge. "Es wird aber sicher noch fünf bis zehn Jahre brauchen, bis das ein Thema wird." (Gabriele Kolar, DER STANDARD, Printausgabe, 18.9.2008)