Wien - Mit vernichtender Kritik an den Plänen von SPÖ, FPÖ und Grünen im Zusammenhang mit der geplanten de facto-Abschaffung der Studiengebühren und Uni-Zugangsbeschränkungen hat sich am Mittwoch der Vorsitzende des Österreichischen Wissenschaftsrats zu Wort gemeldet: Der von den drei Parteien beschlossene Antrag sei "mit der heißen Nadel gestrickt" und "ein Weg in die programmierte Mittelmäßigkeit", erklärte Jürgen Mittelstraß in einer Aussendung.
"Wahlkampftaktische Maßnahmen"
"Die Abschaffung der Studiengebühren, die Aufhebung aller bisherigen Zulassungsbeschränkungen und eine aus dem Hut gezauberte Erhöhung von Studienanfängerplätzen in der Medizin stellen nichts anderes als wahlkampftaktische Maßnahmen dar, deren sowohl institutionelle als auch finanzielle Folgen nicht bedacht werden," so der Chef des Wissenschaftsrats. Mittelstraß hält das Vorgehen für "in einem hohen Maße leichtfertig", weil es ein solides Begutachtungsverfahren, einschließlich eines sorgfältigen Abwägens aller Argumente mit den betroffenen Universitäten, nicht zulasse. Außerdem würden damit Österreich Kosten aufgebürdet, "die es nicht - und wenn, dann nur zulasten der Universitäten und ihres Ausbildungsniveaus - tragen kann".
"Nicht 'Mehr', sondern 'Besser'
Die positiven Effekte von Studiengebühren und die verbesserte Studiensituation nach Einführung von Zulassungsbeschränkungen würden fahrlässig wieder preisgegeben. Außerdem dürfte, so der Vorsitzende des Beratungsgremiums, Österreich gar nicht mehr Studienplätze in der Medizin benötigen. Es sollte in erster Linie darum gehen, die medizinische Ausbildung zu verbessern. "Nicht 'Mehr', sondern 'Besser' sollte die Devise der Wissenschaftspolitik in Österreich sein", sagte Mittelstraß. (APA)