Dieter Moor.

Foto: ATV

Noch unter dem Eindruck des Gewinns von 50.000 Euro, den die textbegabte Karaokesängerin Montagabend bei Rainhard Fendrichs ATV-Show "Sing and Win" einfuhr, schickte der Sender am Mittwoch gleich einen weiteren "Höhepunkt" an Programm der Kategorie "Wozu nur?" nach.

Mit den einleitenden Worten "Ich bin Dieter Moor, und mit mir zusammen werden Sie Geschichten erleben, die nur das Leben schreibt", stellt sich der Moderator in "Das Leben geht weiter" in den Dienst der menschelnden Sache. Was daheim ob solcher Plattheit noch passiert: Es zieht einem schon vorweg die Schuhe aus.

Menschen im Spital besuchen und ausfratscheln, lautet der Auftrag. Moor geht mit dem Feingefühl eines Bierkutschers ans Werk: "Warum Kinderklinik?", forscht er lässig bei einer im Aufenthaltsraum des Spitals sitzenden Frau nach: "Sie sind ja kein Kind. Sie sind wegen eines Kindes hier." Womit analytische wie intellektuelle Fähigkeiten nachgewiesen wären. Emotional bleibt einiges im Argen, stattdessen droht Boulevard. Mit bohrenden Fragen begibt sich der kerngesunde Flaneur auf die Suche nach schlimmen Krankengeschichten: "Verändert das Ihr Leben jetzt? Dieses Erlebnis oder diese Angst zu haben, um die Kinder, um den Mann?"

Die Befragten sind stark und rücksichtsvoll genug und lassen den Moderator gewähren. Elf Folgen stehen am Programm. Danach? Während Karaokesängerin Alexandra für ihr elefantöses Liedtextgedächtnis zum Auftritt in "Wetten, dass ...?" dringend geraten werden muss, schützt vor Krankenbesucher Moor maximal Hausverbot. (prie/DER STANDARD; Printausgabe, 18.9.2008)