Die Mieteinnahmen steigen infolge der Inflation. Die Firmen, die jahrelang Gewinne schrieben, weil sie ihre Immobilien aufwerteten, müssen nun abwerten, weil die Preise fallen. Im Bild ein Immoeast-
Bürohaus in Warschau.

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Wien - Nach Atrium (früher Meinl European Land) schreibt nun auch Immoeast Verluste. Während Atrium im Halbjahr ein Minus von 2,8 Millionen Euro einfuhr, schockte Immoeast mit minus 261,4 Mio. Euro im ersten Quartal, nach plus 93 Mio. Euro im Vorjahr. Die Börse quittierte die Zahlen mit einem 38-prozentigen Kurssturz, womit sich der Immoeast Wertverlust gegenüber dem Höchststand auf 84 Prozent summiert - mehr als bei Atrium (74 Prozent).

Immoeast-Chef Karl Petrikovics betonte, dass 187 der 261 Mio. Euro nur "bilanziell" seien, aufgrund von Währungsaufwertungen in den Nachbarländern (Ungarn, Polen, Tschechien, Rumänien, Slowenien). Die restlichen 74 Mio. resultierten aus den Abwertungen des Immobilienvermögens. Das freilich wird von Marktteilnehmern bezweifelt.

Diese Abwertungen wiederum sind Folge der gestiegenen Renditen. Aufgrund der Finanzmarktkrise sind die Investoren zurückhaltender beim Kauf von Immobilien, die Banken wiederum vergeben nur selektiv und zu höheren Zinsen Kredite und verlangen einen höheren Eigenkapitalanteil.

Neubewertungen

Die Mieteinnahmen steigen parallel dazu aufgrund der hohen Inflation sogar. Aktuell spricht man also nicht von einer Krise des Mietmarktes, sondern des Investmentmarktes. Bei Immoeast kommt im Gegensatz zu Konkurrenten wie Conwert oder CA-Immo die Größe des Portfolios dazu, es ist ein Immobilienvermögen von vier Milliarden Euro abzuwerten.

Wenig vertrauensbildend dürfte darüber hinaus ein Darlehen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro sein, das Immoeast ihrem Hauptaktionär Immofinanz gewährt hat, aber in der Bilanz nicht abgewertet wurde, wie dies von einigen Anlegern verlangt wird. Angesichts der schwierigen Marktlage wird mit Spannung erwartet, wie Immofinanz die Mittel für die Kreditrückzahlung aufbringen wird.

Der Immoeast-Nettocashflow gilt gemessen am Immobilienvermögen mit 25 Mio. Euro als gering. Insider führen das auf hohe Kosten für Marketing, Overhead und Provisionen zurück. Letztere bekommen Fonds, damit sie die Aktien im Bestand halten. Das Unternehmen will sich nun von Objekten im Volumen von 500 Mio. Euro trennen.

Petrikovics, der sich jüngst als Chef der Constantia Privatbank zurückzog und seither nur den Immofinanz-Konzern leitet, lag was die Kursentwicklung seiner Papiere betrifft, erheblich daneben.

Der Markt liegt falsch. Wir stehen knapp davor, wieder in die Höhe zu gehen", hatte er Ende Juli 2007 prophezeit, als es mit Immofinanz- und Immoeast-Kursen auf 8,6 Euro abwärts ging. Gestern, Donnerstag, folgte nach dem Einbruch am Mittwoch ein wahres Kursgemetzel: Immofinanz stürzten um 36 Prozent auf 2,75 Euro ab, Immoeast auf 1,86 Euro. Atrium gaben um 11,86 Prozent nach, CA Immo International um 18,32.

Turnauer-Erbin und Constantia-Eigentümerin Christine de Castelbajac, dürfte die Entwicklung geahnt haben. Sie verkaufte die Managementverträge des Immofinanzkonzerns jüngst für 440 Mio. Euro an die Immo-Gruppe. Nun stockt der Verkauf der Privatbank - wohl auch, weil neue Eigentümer Prozessrisiken scheuen, wie in der Branche zu hören ist. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe, 19.9.2008)