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Foto: APA/EPA/DAI KUROKAWA

Es ist eine Binsenweisheit, dass mit Digitalkameras und Fotohandys heute mehr fotografiert wird als je zuvor - obwohl der Anschaffungspreis deutlich höher ist, als er zuletzt bei analogen Kameras war. Mag ja sein, dass sich das alles durch Einsparung bei der Ausarbeitung amortisiert. Aber ich vermute, dass die Bereitschaft in die Tasche zu greifen mehr mit dem Spaß an der Sache zu tun hat als mit Rentabilitätsberechnungen. Obendrein: Was wäre der subjektive Wert eines gelungenen Bildes in Euro und Cent? Darum verwundert es auch nicht, dass teurere Kameras boomen.

Auf den Geschmack gekommen

Viele Hobbyfotografen sind auf den Geschmack gekommen, während ihnen die sinkenden Preise entgegenkommen. Was sind die 500- bis 1000-Euro-Optionen für einen fotografischen Upgrade, wenn man bisher mit Kompaktkamera oder einer Handykamera geknipst hat? Da wäre fürs Erste eine leistungsfähigere Kompaktkamera: höhere Auflösung (acht Megapixel ist guter Standard, es geht auch mehr); ein optischer Sucher zusätzlich zur Anzeige am Display ist bei hellem Licht (Strand, Schipiste) hilfreich; ausgeklügelte Automatikprogramme, die z. B. auf Menschen statt auf die Bildmitte fokussieren; starke Zooms. Von Canon, Nikon, Sony, Olympus und Panasonic gibt es Modelle mit Zehnfach-Zoom oder mehr; im Weitwinkelbereich hat Panasonic die Latte von 28 mm (nach den Regeln des alten Filmformats 24 x 36 gemessen) auf 24 mm gesenkt. Beides zusammen geht (bisher) leider nicht. Traditionell führt der andere Upgrade-Weg zu Spiegelreflexkameras (SLR), den Königinnen der Fotografie. Die auswechselbare Optik ermöglicht es, für jede Situation das optimale Objektiv zu wählen; z. B. ein Weitwinkel-Zoom für Fotografien beim Geburtstagsfest (viele Menschen auf engem Raum), ein starkes Telezoom für die Fotosafari. Dazwischen für so gut wie jede Situation eine Vielzahl an Möglichkeiten.

Schnelligkeit und Präzision

Andere Vorteile der Spiegelreflex: Die Schnelligkeit der Handhabung; die Präzision des Sucherbildes - denn das Weghalten der Kamera, um das Bild auf dem Display einzufangen, beschert Instabilität bei der Aufnahme, während der Sucher an der Stirn Mensch und Apparat stabilisiert. Aber es gibt auch SLRs, bei denen das Bild am Display komponiert werden kann; und sogar der Videomodus findet seinen Weg auf die SLR. Zwischen gehobenen Kompakten und Spiegelreflex versuchen Panasonic und Olympus einen dritten Weg: Wechseloptik wie bei einer SLR, aber das Bild kommt von einem elektronischen Sucher (also einem Display als Sucher).

Subjektive Frage

Nicht alle mögen das, weil elektronische Sucher im Vergleich zu optischen pixelig wirken. Andererseits haben sich Millionen Videofilmer daran gewöhnt, und Displays werden laufend besser. Weil Spiegel und Prisma zur Lichtumleitung fehlen, kann die Kamera ähnlich leicht gebaut werden wie eine Kompakte. Wobei Gewicht bei Kameras eine sehr subjektive Frage ist: Profis können es nicht schwer genug haben, weil das mehr Stabilität beim Fotografieren gibt - andere wollen ihren Reiserucksack nicht unnötig belasten.(Helmut Spudich, DER STANDARD, Printausgabe vom 18.9.2008)