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Überall in China lassen Eltern ihre Kinder untersuchen. Bisher wurden 6200 Vergiftungsfälle dokumentiert

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Speiseeis, Joghurt und Milchgetränke: In acht von 30 untersuchten Stichproben sei Melamin nachgewiesen worden

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China - In China ist die giftige Chemikalie Melamin nun auch in Flüssigmilch nachgewiesen worden. Der Stoff befinde sich in Milch, die von den drei größten Milchproduzenten des Landes vertrieben und in Geschäften verkauft werde, berichtete das staatliche Fernsehen am Donnerstag. Die EU forderte indes stärkere Importkontrollen.

Eine Untersuchung von Milch aus den größten chinesischen Molkereien hat ergeben, dass fast zehn Prozent der Proben mit Melamin versetzt waren. Das ergaben jetzt Tests staatlicher Prüfämter im ganzen Land. Es zeigt, dass der Milchskandal weit über verunreinigtes Milchpulver hinausgeht.

Zuvor sprachen die Hongkonger Behörden nur von Melaminfunden in Milchprodukten der Firma Yili . Bei den Produkten handelte es sich um Speiseeis, Joghurt und Milchgetränke. In acht von 30 untersuchten Stichproben sei Melamin nachgewiesen worden. Yili ist einer von acht Herstellern, dessen Milchpulver auf dem chinesischen Festland zurückgerufen werden musste.

Sponsor der Olympischen Spiele

Zuvor war bekanntgeworden, dass der gefährliche Zusatzstoff Melamin auch von einem Sponsor der Olympischen Spiele in Peking verwendet worden war. Nach offiziellen Angaben starb ein viertes Baby an den Folgen der Nierenvergiftung, die die Chemikalie auslöst. Mindestens 158 Kleinkinder litten unter Nierenversagen, 6344 weitere Babys seien erkrankt, teilten die Gesundheitsbehörden mit.

EU fordert schärfere Importkontrollen

Die Europäische Kommission hat die EU-Mitgliedstaaten zur Verschärfung ihrer Importkontrollen aufgerufen. "Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, um mögliche Sicherheitslücken zu stopfen", sagte die Sprecherin von Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou am Freitag in Brüssel. Die Affäre zieht mittlerweile weitere Kreise: Die giftige Chemikalie Melamin wurden nun auch in Flüssigmilch und Fischfutter gefunden. China hat keine von der EU anerkannten Prüfverfahren für Rückstände und exportiert deshalb keine Milchprodukte in die EU.

Die Behörde habe die 27 Mitgliedstaaten dennoch aufgefordert, die Kontrollen an den Grenzen zu verschärfen, um illegale Importe zu verhindern, sagte die Sprecherin. Die EU-Kommission verlange zudem von den chinesischen Behörden mehr Informationen über den Grad der Verseuchung und "diese Geschichte, die China foltert", sagte die Sprecherin.

22 Firmen involviert

Insgesamt sind inzwischen 22 Firmen in den Skandal verwickelt. Zwei chinesische Unternehmen haben ihr Milchpulver zudem in den Jemen, nach Bangladesch, Burma, Gabun und Burundi exportiert. Die Aufsichtsbehörde habe die Firmen aufgefordert, ihre Produkte zurückzurufen, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums.

In der Provinz Hebei beschlagnahmte die Polizei 222 Kilogramm Melamin, das den Proteingehalt eines Produkts erhöht, aber Nierensteine und andere Organschäden verursachen kann.

Verhaftungen und Entlassungen

Mittlerweile gab es auch 18 Verhaftungen. Verdächtige die Melamin verkauft oder Milch damit gepanscht haben sollen. Als Konsequenz aus dem Mangel an Aufsicht über die Milchindustrie wurde auch der Bürgermeister der Stadt Shijiazhuang, Ji Chuntang, entlassen, wie örtliche Behörden berichteten. In seine Zuständigkeit fällt der führende Milchpulverhersteller Sanlu, in dessen Produkten als erstes die Chemikalie Melamin entdeckt wurde.Zuvor haben schon vier hohe Funktionäre, die für Landwirtschaft und die Nahrungsmittelaufsicht in der Stadt zuständig waren, ihre Posten verloren.

Auch die Vorstandschefin des Unternehmens Sanlu, Tian Wenhua, wurde entlassen und festgenommen. (APA/dpa/REUTERS)