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Als Spätabtreibungen gelten Abbrüche nach der 22. Schwangerschaftswoche. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland etwa 200 Fälle.

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Berlin - In der Debatte über schärfere Regeln für Spätabtreibungen in Deutschland hofft die Union (CDU/CSU) doch noch auf eine Einigung mit der mitregierenden SPD. Die Unionsfraktion habe einen geplanten Bundestags-Antrag zurückgestellt, weil die SPD-Fraktion noch beraten wolle, meldete die "Passauer Neue Presse" am Mittwoch. "Es ist ein ermutigendes Signal, dass die SPD noch einmal darüber nachdenkt, unseren Antrag zu unterstützen", sagte der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Johannes Singhammer (CSU) der Zeitung.

SozialdemokratInnen fürchten Grundsatzdebatte

Die Union will verhindern, dass Babys, bei denen im Mutterleib eine Behinderung festgestellt wird, in einer sehr späten Phase der Schwangerschaft abgetrieben werden. Über eine Änderung des Schwangerschaftskonfliktgesetzes will sie eine umfassende Beratungspflicht der Frauen und eine dreitägige Bedenkzeit durchsetzen. Mehrere Einigungsversuche mit der SPD sind gescheitert. Viele SozialdemokratInnen fürchten eine neue Grundsatzdebatte über Abtreibungen.

"Hilflos und alleingelassen"

Die SPD-Politikerin Christel Humme schlug vor, die Beratung zu erweitern. Nicht erst nach der Diagnose einer Behinderung, sondern schon vorher sollten die Frauen Unterstützung bekommen, sagte sie im Deutschlandradio Kultur. "Frauen sind völlig hilflos und alleingelassen", sagte Humme. "Das ist eigentlich ein Skandal. Wir brauchen vor der Untersuchung und vor dem Befund eine umfassende medizinische und psychosoziale Beratung der Frauen."

"Recht auf Nichtwissen"

Notwendig seien eine vernünftige Beratungsstruktur und die Verpflichtung der ÄrztInnen auf medizinische und psychosoziale Beratung vor der Untersuchung. "Viele Frauen sagen mir oft, wenn ich vorher gewusst hätte, was auf mich zukommt, dann hätte ich beispielsweise eine Fruchtwasseruntersuchung nicht durchführen lassen", sagte Humme. "Frauen wollen mit guter Beratung ein Recht auf Nichtwissen haben."

200 Fälle letztes Jahr

Als Spätabtreibungen gelten Abbrüche nach der 22. Schwangerschaftswoche. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland etwa 200 Fälle. Behinderungen ungeborener Kinder können mit verschiedenen Methoden etwa ab der zwölften Schwangerschaftswoche erkannt werden, die Diagnosemethoden gelten aber keineswegs als fehlerfrei. (APA/AP)