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"Roboat" im Mai auf dem Neusiedlersee - die Atlantiküberquerung muss noch warten ...

Foto: APA/InnoC

Wien - Der für Oktober 2008 geplante "Microtransat-Bewerb", bei dem robotergesteuerte Segelboote erstmals in der Geschichte ohne menschliche Besatzung den Atlantik überqueren sollen, wurde um ein Jahr auf Herbst 2009 verschoben. Verzögerungen bei den Verhandlungen mit den portugiesischen Behörden haben dazu geführt, dass Zeitpunkt und Route der geplanten Regatta geändert werden müssen, so Roland Stelzer, der Projektleiter des österreichischen Teams.

Die mit sechs bis acht Wochen kalkulierte Überquerung des Atlantischen Ozeans war ursprünglich von Portugal bis zur französischen Karibik-Insel Martinique geplant. Nun könnte der Auslaufhafen an die Westküste Irlands verlegt werden. Die größte Herausforderung für die 7.500 Kilometer auf offener See wird jedenfalls die dauerhafte Stromversorgung und die Robustheit der Materialien, die Wind und Wetter ohne Wartung überstehen müssen, sein", so Stelzer. Schlimmstenfalls könne passieren, dass man den Kontakt zum Boot, das zweimal täglich seine Position bekannt gibt, ganz verliert und somit auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Wasser "versinken".

Österreichs Beitrag

Das österreichische "Roboat" ist eines von insgesamt rund neun möglichen Teilnehmern der ersten geplanten Atlantiküberquerung. "Es handelt sich hierbei um ein kleines Roboter-Segelboot mit einer Länge von 3,75 Meter und einem Gewicht von 300 Kilogramm, bei dem der Computer alle wesentlichen Funktionen übernimmt", erklärte Stelzer. Beispielsweise werden selbstständig die Position sowie die Windverhältnisse ermittelt und der Kurs festgelegt.

Manöver und Stromversorgung

Die schwierigen Manöver gilt es ohne menschliches Zutun zum richtigen Zeitpunkt auszuführen. Dazu stehen dem Computer die gleichen Geräte zur Verfügung wie auch einem menschlichen Segler; etwa Kompass, GPS oder Windsensoren. Die Energieversorgung gewährleisten zwei Stromversorgungsmechanismen. "Einerseits ist die Stromversorgung hauptsächlich über am Boot montierte Solarzellen sichergestellt. Diese Energie wird dann in Batterien zwischengespeichert", sagte Stelzer. Scheint eine ganze Woche lang keine Sonne, kann der Strom auch mit Hilfe einer Methanol-Brennstoffzelle erzeugt werden.

Erfolg

Stelzer war mit der "Roboat" bereits zweimal bei internationalen Wettkämpfen siegreich - zuletzt im Mai 2008 bei der "World Robotic Sailing Championship" in Breitenbrunn am Neusiedler See, quasi eine Heim-WM für das Team.

Seither wurden am Boot ein neuer Ruderantrieb mit vorbalanciertem Ruderblatt und eine Selbstwendefock installiert sowie eine Erweiterung der Software um Segelalgorithmen vorgenommen. Hauptziele einer Testwoche im August in Kroatien waren, das neue Energiekonzept einem Langzeittest zu unterziehen, die Salzwasserfestigkeit der Komponenten zu überprüfen und die Robustheit des Systems bei starkem Wind und Seegang unter Beweis zu stellen.

Einsatzgebiete

Das Projekt wird von der Österreichischen Gesellschaft für innovative Computerwissenschaften (InnoC) finanziert, ein in Wien ansässiger Verein zur Förderung neuer Technologien im Bereich der Computerwissenschaften. Wesentliche Einsatzgebiete für Roboter-Segelboote, die bereits kurzfristig umgesetzt werden könnten, sieht Stelzer beim Einholen von Messwerten und Wasserproben für ökologische Studien oder bei der Vermessung von Seen und Gewässern. Ein autonomes Segelboot kann hier zeitlich unbegrenzt arbeiten. (APA)