Brüssel - Sieben Immigranten haben am Donnerstag in Brüssel den 74. Tag ihres Hungerstreiks begonnen. Mit ihrer Aktion wollen sie auf die restriktive Zuwanderungs-Gesetzgebung aufmerksam machen. Mediziner warnen, dass eine so lange Zeit ohne Nahrungsaufnahme akut lebensbedrohlich ist. Die sieben hätten einen "traurigen Rekord" aufgestellt, meldete die flämische Zeitung "Het Laaste Nieuws" am Donnerstag.

International gilt Kieran Doherty von der irischen Untergrundorganisation IRA bisher als derjenige, der die längste Zeit ohne Aufnahme fester Nahrung durchstand - er starb während seiner Gefangenschaft 1981 nach 73 Tagen Hungerstreik an Entkräftung. Die sieben Hungerstreikenden in Brüssel stammen aus Guinea, dem Irak, Nepal, dem Kongo, der Elfenbeinküste und Brasilien.

Stark abgemagert

Zwei weitere Teilnehmer waren am Mittwoch in eine Klinik gebracht worden. Unterstützer der Ausländer betonen, die Hungerstreikenden nähmen auch heimlich keine Nahrung zu sich. Sie leiden nach Angaben von "Het Laaste Nieuws" an Auszehrung und haben stark abgenommen.

"Theoretisch kann ein Mensch 80 Tagen ohne Nahrung leben", sagte Professor Martin Hiele der Zeitung, "aber in der Praxis hält man es höchstens 60 bis 70 Tage aus." In Belgien fordern Ausländer und verschiedene Organisationen seit längerem klare Regeln zur Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen für Einwanderer ohne gültige Papiere. Im Sommer hatten spektakuläre Kran- Besetzungen für Aufsehen gesorgt. Auch Hungerstreiks laufen an verschiedenen Orten mit unterschiedlicher Dauer. (APA/dpa)