Bild nicht mehr verfügbar.

Was macht Gold so begehrenswert, zum Wert an sich? Schriftsteller, Philosophen und der Wissenschaftsminister debattieren auf hochalpiner Ebene, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Foto: AP/Thomas Kienzle

Es war einmal ein König namens Midas, dem wurde alles, was er berührte, zu Gold, was ihm mehr Kummer als Glück brachte und den Zorn der Götter eintrug. Es war auch einmal ein Schmied, der Kaiser Friedrich II. damit verblüffte, wie geschickt er mit seinem Verdienst umging, ohne zu prassen und ohne zu knausern.

Und die dritte Geschichte, die der Schriftsteller Michael Köhlmeier am philosophisch-literarischen Vorabend des Philosophicums Lech am Mittwoch erzählte, handelt von einem weggelegten Kind, das später, als Judas von Ischariot, Jesus für 30 Denare verriet.

Auf jede Erzählung aber reagierte Konrad Paul Liessmann, der Leiter des Symposiums, mit Interpretationen und Fragen, die den Bogen für die kommenden Tage unter dem Thema Geld aufspannten: Wann und wozu wurde es erfunden? Was macht Gold so begehrenswert, zum Wert an sich?

Wäre der Schmied heute Finanzminister, was würde er tun? Oder wäre es ihm weiterhin lieber, gerade genug zu verdienen, um "die Schönheit der Welt betrachten zu können"? (Das ist die Bedeutung von "Theorie".) Und wie besonders verwerflich ist es, wenn jemand etwas nur um des Geldes willen tut, um Silberlinge statt wenigstens für ein höheres Ziel?

Als Dritter auf der Bühne der umfunktionierten Lecher Kirche gab Wissenschaftsminister Hahn zu bedenken, dass Geld auch Rationalität bedeutet und das Streben nach Freiheit begleitet. Objektiv sei nicht zu bestimmen, welche Preise für welche Handlungen gerechtfertigt sind. Ob es da nicht, warf Köhlmeier ein, zumindest christlich-ethische Grenzen gebe - oder solle ein Unternehmer wirklich vieltausende Male mehr verdienen dürfen als ein einfacher Arbeiter?

Fragen über Fragen also. Und eine weitere, pragmatische, also auch fachphilosophische, stellt sich: Wie macht das der Liessmann? Einmal setzte er das Thema Krieg auf die Symposiumstagesordnung - prompt wuchs die Kriegsgefahr global. Zwei Wochen nach 9/11 ging es (auch) um den Todestrieb. Und wie zum Auftakt bestellt, krachen diesmal Banken und es wird immer problematischer, "was die Welt im Innersten zusammenhält", so der Untertitel, mit einem Fragezeichen versehen: nämlich Geld.

Der Philosoph wahrt die nötige Distanz, ohne die Bodenhaftung zu verlieren, die ihn vielleicht doch mit den Lehman Brothers verbindet. Wie so oft holte Liessmann auch beim diesjährigen Einführungsvortrag bis zu den Griechen aus und fand erstaunliche Einsichten. Geld als Universalisierung des Tausches war bereits Aristoteles ein Begriff.

Ob sein Wert, wie bei Ricardo und dann bei Marx, in der Arbeitszeit der hergestellten Güter messbar ist, bleibt bis heute umstritten. In einer entsprechend organisierten Gesellschaft aber, so argumentierte der Wiener Philosoph, könne man sich immerhin jeden Status kaufen. Man kann mit ihm buchstäblich machen, "was man will".

Zum zwölften Mal verspricht das Philosophicum Anregung auf hochalpiner Ebene. Wir berichten weiter. (Michael Freund aus Lech, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19. September 2008)