Wien - Millionen schwere Kredite von Banken und Versicherungsunternehmen haben den Wiener Immobilienunternehmer Alireza A.N. diese Woche hinter schwedische Gardinen gebracht. Bereits im Juni waren Anzeigen der Notariatskammer Wien, Niederösterreich und Burgenland bei der Staatsanwaltschaft Wien eingelangt; die Kammer beschrieb darin fragwürdige Geschäfte des Immobilienunternehmers und eines Notars, der eng mit ihm zusammengearbeitet hat.

Den Wiener Notar, Karl Hofer, habe der vielfache Firmenbesitzer (Dach seines Beteiligungsreiches ist die Stade Holding in Wien-Mariahilf) laut Sachverhaltsdarstellung der Notariatskammer bei Grundstücksdeals "in 30 bis 40 Fällen aufgefordert, Geld nicht an den Verkäufer weiterzuleiten, sondern an ihn auszuzahlen".

Vermutet wird, dass der Geschäftsmann verschiedenen Banken Kredite bis zur Gesamthöhe von 50 Mio. Euro herausgelockt habe, um damit ein- und denselben Immobiliendeal (fremd) zu finanzieren. Der Verdacht der Interessenvertreter: "Die Mehrfachfinanzierungen könnten nicht (nur dem Erwerb der ... Liegenschaft dienen, sondern auch zur Finanzmittelbeschaffung (der Verdächtigen; Anm.)."

Unter der Aktenzahl 27 St 256/08y ermittelt seither die Justiz wegen des Verdachts des Betrugs bzw. der Veruntreuung gegen den Immobilienhändler und gegen seinen Notar. Diese Woche klickten die Handschellen, der Unternehmer wurde wegen Flucht- und Tatbegehungsgefahr verhaftet und im Wiener Landesgericht für Strafsachen in Untersuchungshaft genommen, wie bestätigt wird.

Der Wiener Notar Hofer ist inzwischen nicht nur suspendiert worden - er hat auch Insolvenz angemeldet. DER STANDARD betont, dass für alle Genannten die Unschuldsvermutung gilt. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 19.9.2008)