Frage: Welche Auswirkungen hat die Finanzkrise auf die betrieblichen und überbetrieblichen Pensionskassen ("Zweite Säule" )?

Antwort: Durch die schlechte Entwicklung an den Aktienmärkten werden die Pensionskassen heuer wohl in vielen Veranlagungs- und Risikogemeinschaften eine negative Performance haben. Einige Kassen haben ihre Kunden bereits darüber informiert.
Für Pensionisten, die Zusatzleistungen aus Pensionskassen beziehen, bedeutet dies, dass ihre Renten gekürzt werden. Für Anwartschaftsberechtigte hat es unmittelbar keine Auswirkungen, sie haben die Chance, dass die Minusperformance später ausgeglichen und der zugesagte Rechnungszins über mehrere Jahre erreicht wird. Günter Braun vom Schutzverband der Pensionskassenberechtigten (PeKaBe) erwartet, dass die Kassen heuer mit einem Minus von fünf bis sieben Prozent aussteigen werden.

Frage: Sind Mitarbeitervorsorgekassen betroffen?

Antwort: Die Gelder in den neun Abfertigungskassen, die in Österreich das "Rucksack" benannte betriebliche Abfertigungssystem regeln, sind nicht gefährdet. Eine Kapitalgarantie, wonach zumindest das eingezahlte Kapital sicher ist, ist gesetzlich vorgeschrieben.
Wermutstropfen dabei allerdings ist, dass die Kassen schon bisher wenig erfolgreich veranlagten und sich dies in dem raueren Finanzmarktklima kaum ändern wird. Statt einer, wie versprochen, sechsprozentigen Verzinsung schafften die Kassen im Jahr 2007 lediglich zwischen 0,1 und 3,1 Prozent. Allerdings haben die Kassen, die in der Regel konservativ, also mit einem Aktienanteil von nur bis zu zehn Prozent veranlagen, in den Jahren 2004 und 2005 besser abgeschnitten.

Frage: Betrifft die aktuelle Finanzkrise meine Lebensversicherung?

Antwort: Da kann man beruhigt sein, aber nur teilweise. Lebensversicherungen garantieren einerseits eine Verzinsung von 2,25 Prozent. Andererseits kann die Gewinnbeteiligung bei Lebensversicherungen, so wie in den vergangenen Jahren auch, schon schmäler werden. Man sollte bei Lebensversicherungen konservativ kalkulieren, und zwar nur mit der angegebenen Versicherungssumme rechnen, da nur darauf ein Rechtsanspruch besteht. Der Rest, und damit die Gewinnbeteiligung, ist lediglich Prognose.

Frage: Wie sieht es mit der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge aus?

Antwort: Auch hier gibt es eine nominelle Kapitalgarantie auf das eingezahlte Kapital. Vom Standard befragte Experten der Arbeiterkammer Niederösterreich etwa weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass dann aufgrund der langen Laufzeit der Produkte von mindestens zehn Jahren die Inflation das Angesparte teilweise auffressen könnte. Eine Inflationsanpassung für die Kapitalgarantie wäre hoch an der Zeit.
Die staatliche Prämie von derzeit 9,5 Prozent, die jährlich ausgezahlt wird, ist sowohl von der Finanzkrise wie auch übrigens vom Einkommen unabhängig. Sie wird in Form einer Steuergutschrift ausgezahlt. Sollte sich der Aktienmarkt mittel- und langfristig nicht erholen, hat dies Auswirkungen auf die Zukunftsvorsorge; die Institute müssten dann auf die Kapitalgarantie zuschießen. Mindestens 40 Prozent müssen in heimischen Aktien veranlagt werden. Fünf bis zehn Prozent sind in ausländischen Werten angelegt.

Frage: Wird sich durch die Finanzkrise etwas bei meinem Eurokredit ändern?

Antwort: Aufgrund der aktuellen Geschehnisse wird sich der Zinssatz beim Eurokredit voraussichtlich nicht ändern. Das Gleiche gilt für Bauspardarlehen, wo es zusätzlich noch die Zinsobergrenze gibt.
Von einem panikartigen Wechsel des Tilgungsträgers ist auf alle Fälle abzuraten. Dies ist so gut wie immer mit erheblichen Verlusten und hohen Zusatzkosten verbunden. Ratsam ist - wie immer - eine ausführliche Beratung.

Frage: Wie wirkt sich die Finanzkrise auf Fremdwährungskredite und bei endfälligen Krediten auf die Tilgungsträger aus?

Antwort: Das kommt darauf an, zu welchen Kursen diese Kredite aufgenommen und welche Tilgungsträger (Ansparmodelle für die Summe, die am Ende der Laufzeit fällig ist) gewählt wurden. Der Kurs des Schweizer Franken beispielsweise könnte durch die Finanzmarktkrise steigen, weil die Währung als sicherer Hafen gilt.
Der Kurswert fondsgebundener Versicherungen, die oft als Tilgungsträger gewählt wurden, leidet unter der aktuellen Krise. Auch Immobilienaktien, ein weiterer beliebter Tilgungsträger, haben im letzten Jahr stark an Wert verloren. Kritisch könnte das bei bald fälligen Krediten sein.
Endfällige Finanzierungen unterliegen aber einem jährlichen Check der Bank, die die Werthaltigkeit der Tilgungsträger prüfen und mit dem Kunden besprechen muss.

Frage: Soll man aus Aktienengagements aussteigen, wenn man schon Verluste eingefahren hat?

Antwort: Das kommt auf die Unternehmen an, in die man investiert hat. Glaubt man an eine Erholung dieser Firmen und hat man die finanzielle Kraft, die Krise auszusitzen, hat es keinen Sinn, mit Verlusten auszusteigen.

Frage: Aktien sind derzeit billig, soll man jetzt investieren?

Antwort: Risikofreudige Investoren suchen bereits nach Kaufgelegenheiten. Einem konservativen Anleger sowie Privaten mit begrenzten Mitteln wird davon noch abgeraten. Sie sollten ihr Geld zwischenparken.
Sparanlagen boomen daher derzeit. Zu bedenken ist: Die Zinsen sind zwar hoch, nach Abzug der Kapitalertragssteuer liegt man damit aber dennoch nur leicht über der Inflation. Zu beachten ist, dass manche Banken, die relativ hohe Zinsen bieten, nicht der österreichischen Einlagensicherung unterstehen (siehe nächste Seite).

Frage: Wieso bekommt man für langfristige Spareinlagen nicht viel mehr Zinsen als für täglich fällige?

Antwort: Da nicht klar ist, wann die Zinsen wieder sinken, wollen Banken nicht längerfristig höhere Zinsen zusagen. Das Angebot von Direktbanken und ausländischen Instituten hat insgesamt zu mehr Wettbewerb beim Zinsangebot geführt. Für täglich fälliges Geld bekommt man bis zu 4,85 Prozent, für eine zweijährige Bindung bis fünf Prozent.

Frage: Sollte man in der Krise in Gold investieren?

Antwort: Gold gilt auch als "sicherer Hafen" , daher machen das viele Anleger, wodurch der Preis für Gold in Krisenzeiten gewöhnlich steigt. Über den Sommer sind viele Rohstoffpreise, darunter auch der Goldpreis, stark gefallen. Gold gab von rund 1000 auf bis zu 750Dollar je Feinunze nach. Derzeit steigt der Goldpreis wieder und könnte noch weiter zulegen. Gold-Analysten halten bis Jahresende einen Preis von 900 Dollar je Feinunze für möglich.

Frage: Was werden die Notenbanken in Sachen Zinsen tun?

Antwort: Die Währungshüter haben den Banken in den letzten Tagen mehr Geld zur Verfügung gestellt, damit sie ausreichend Kapital haben. An dieser Politik werden sie wahrscheinlich festhalten; auch eine Zinssenkung ist möglich, um die Konjunktur zu stützen. Sonstige Eingriffe verbietet das Statut der EZB.

Frage: Amerikanische und deutsche Banken sind durch die Finanzmarktkrise stark betroffen. Sind auch österreichische Banken in Gefahr?

Antwort: Österreichische Banken sind von der Finanzmarktkrise relativ wenig betroffen. Das hat damit zu tun, dass sie ihre Renditen, mit denen sie auch die Sparbuchzinsen finanzieren, seit Mitte der 90er-Jahre in Osteuropa verdient haben. Deswegen mussten sie nicht - wie etwa deutsche Landesbanken, von denen aus politischen Gründen hohe Anlagezinsen verlangt wurden - auf dem US-Markt mitzocken.

Frage: Sollte man jetzt Banken und/oder Finanzprodukte wechseln?

Antwort: Alle Experten warnen grundsätzlich vor Panikreaktionen. Nach derzeitigem Wissensstand werden die heimischen Banken die Folgen von direkten Geschäften mit Lehman Brothers verkraften. Unüberlegtes Wechseln schützt nicht vor Verlusten. (Gabriele Kolar, Bettina Pfluger, Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.9.2008)