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In seiner Präsentation findet Kroah-Hartman auch recht deutliche Lösungsvorschläge

Grafik: Archiv

Schon in der Vergangenheit war immer wieder die Kritik geäußert worden, dass sich Ubuntu-Hersteller Canonical zu wenig an der Entwicklung der Upstream-Projekte beteilige. Entgegen der meisten anderen Distributionen bediene man sich primär bei den einzelnen Komponenten und lasse wenig eigene Arbeit zurückfließen.

Kritik

So hatte Kernel-Entwickler Greg Kroah-Hartman vor einigen Monaten mit seiner Statistik der Hauptbeitragenden am Linux-Kernel für rege Diskussionen gesorgt. Schließlich kam in dieser Canonical gleich gar nicht vor, ein Umstand den Kroah-Hartman auf Nachfrage salopp damit erklärte, dass es sich nicht auszahle, die fünf bis sechs Patches, die der Ubuntu-Hersteller bisher beigetragen habe zu zählen.

Reaktionen

Etwas, das für teils recht unfreundliche Reaktionen in der Ubuntu-Community sorgte, auch bei Canonical betonte man in Folge, dass man wesentlich mehr Arbeit betreibe, vor allem im Treiber-Bereich. Im Rahmen der Eröffnung der Linux Plumbers Conference, die Kernel-EntwicklerInnen mit Desktop-EntwicklerInnen zusammenbringt, folgte nun die öffentliche Entschuldigung von Kroah-Hartman. Eine Entschuldigung, die freilich einer verschärften Anklage gleich kommt.

Vergleiche

So habe Canonical im Zeitraum zwischen Kernel 2.6.15 und 2.6.27_rc6 immerhin exakt 100 Patches beigetragen, eine Zahl, die allerdings mit dem Bilck auf das große Ganze etwas weniger beeindruckend ist. Denn damit hat man gerade mal 0,1 Prozent aller Patches für den Kernel geliefert, eine Zahl, die dem Ubuntu-Hersteller Platz 79 in der Liste der Unternehmen, die zum Linux-Kernel beitragen, einbringt. Zum Vergleich: Red Hat lieferte im gleichen Zeitraum 11.846 Patches (Platz 2), Novell 7.222 (Platz 5).

Gentoo und Co.

Wirklich unangenehm allerdings der Vergleich mit reinen Community-Distributionen, also jene, die vollkommen ohne bezahlte EntwicklerInnen auskommen: Sowohl Debian (288 Patches) als auch Gentoo (229) liegen deutlich vor Canonical. Eine Situation, die allerdings nicht alleine auf den Kernel beschränkt ist, auch bei anderen zentralen Komponenten wie der gcc oder dem Grafikserver X.org zeichne sich das selbe Bild ab. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 19.09.2008)