"Gab's kan Goiserer nit, gab's koa Gaudi, koa Tanzl, koan Gsang und a Musi ohne Klang." Der Mundarttext ziert den Eingang der Tourismusinformation. Daneben eine Werbung für den örtlichen Exportschlager: den "grobgnahten Schua". Über die Bergwelt hinaus eher als "Goiserer Schuh" bekannt. Hoher Selbstwert, festes Schuhwerk: willkommen in Bad Goisern.
Ein schmaler Weg durch enge Gassen führt zu einem malerischen Holzhaus. "Haider" steht dort auf dem Klingelschild. Doch er ist längst weg - und nur selten wieder da: Jörg Haider. Der BZÖ-Obmann wuchs in der 7600-Seelen-Gemeinde im inneren Salzkammergut auf, besuchte dort von 1956 bis 1960 die Volksschule, anschließend bis 1968 das Gymnasium in Bad Ischl. Und kehrte in diesem Jahr seiner Heimatgemeinde den Rücken. Zunächst in Richtung Wien zum Jus-Studium, danach lockte das südlichste Bundesland.

Berg-Revoluzzer

"Den Jörg Haider sehen wir nur ganz selten. Meist zu Allerheiligen. Da besucht er das Grab seines Vaters. Die Uschi Haubner ist öfter da und schaut nach der 90-jährigen Mutter", erzählt Goiserns Bürgermeister Peter Ellmer (SPÖ) im Standard-Gespräch. Doch auch wenn Haider "jetzt Kärntner ist", verleugnen könne er seine „Goiserer Wurzeln" nicht. "Wir sind eine revoluzzerische Region und haben uns über Jahrhunderte gegen die Obrigkeit auflehnen müssen. Und wir haben dadurch ein sehr hohes Selbstwertgefühl. Alles Eigenschaften, die man ja auch einem Jörg Haider nicht absprechen kann", ist Ellmer überzeugt.

Und es gilt mit (städtischen) Vorurteilen aufzuräumen: "Wir werden gerne als ein bisschen verschroben und eigenbrötlerisch gesehen. Sind wir aber nicht. Wir haben sicher eine sehr direkte Art. Ja, und knopfert (Anm.: stur) können wir sicher auch sein", gibt sich Ellmer selbstkritisch. Aber gegen "Zuag'raste" habe man gar nichts: "Solange sie uns nicht verändern wollen. Der Goiserer lässt nicht verbiegen. Und wir prostituieren uns nicht für den Tourismus." Nachsatz: "Mei' Lederhosn und mein Janker trog' i' nur für mi'."
Doch auch wenn Jörg Haider physisch durch Abwesenheit glänzt, in den Köpfen der Goiserer ist er präsent wie einst in Jugendtagen. Hannes Fettinger, Inhaber des örtlichen Fotogeschäfts, erinnert sich noch gut an Haider: "Ich werd' so zehn gewesen sein, und der Jörg Haider hat sich mit den anderen von der Studentenverbindung oft bei uns im Haus getroffen. Oder sie haben im Garten mit den Degen ... ich mein, eh' nur spielerisch. Net' kriegerisch oder so wie der Strache mit der MP."

Hannes Fettinger geht kurz in sich: "Revierkämpfe waren das. Und die haben sie manchmal auch im Wald ausgetragen. So wie das halt ist bei uns: Von den jungen Buam hat doch hier jeder ein Luftdruckgewehr daheim." Wählen wird der Geschäftsmann seinen Freund aus Jugendtagen dennoch nicht. "Da muss man aufpassen. Ich will ja nicht, dass der Jörg Haider zu groß wird. Da neigt er dazu, dass er größenwahnsinnig wird. Ideal ist er als kleinerer Regierungspartner, der dem Großen immer auf die Finger schaut."

Ehrenbürger von Bad Goisern ist Jörg Haider übrigens nicht. Und wird es wohl auch in absehbarer Zeit nicht werden. "Ich sehe keinen Grund dazu. Es ist ja eher so, dass er seinen Heimatort kaum erwähnt. Anders ist das bei Hubert von Goisern. Der ist Ehrenbürger", stellt Bürgermeister Ellmer klar. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.9.2008)