Madrid - Knapp einen Monat nach der Flugzeugkatastrophe in Madrid hat die Veröffentlichung vertraulicher Aufnahmen und von Tonmitschnitten des Unglücks Proteste der Hinterbliebenen ausgelöst. "Wir bitten die Medien, unseren Schmerz zu respektieren. Welche Notwendigkeit gab es, diese Bilder zu zeigen?", kritisierte am Freitag der Vorsitzende des Opferverbandes, Federico Sosa. "Diese Aufnahmen sind verletzend", sagte Fernanda Palomino, die ihre Schwägerin bei dem Unglück verlor. Der zuständige Richter leitete Ermittlungen ein. Er will herausfinden, wer der Presse das Material aus der Untersuchungskommission zugespielt hat.

Zunächst hatte die Zeitung "El Pais" in ihrer Online-Ausgabe (www.elpais.com) ein knapp einminütiges Video des Absturzes gezeigt. Andere Medien folgten. Die dramatischen Aufnahmen der Flugüberwachung zeigen, wie die Spanair-Maschine am 20. August kurz nach dem Start abstürzt und in Flammen aufgeht. Bei dem Unglück starben 154 Menschen, 18 wurden verletzt. Unter den Toten waren auch vier Deutsche.

Zu hören ist auch der erste Notruf des Towers: "Es hat auf Piste 36 einen Unfall gegeben. Wir sehen Feuer und Rauch", sagt eine aufgeregte Frauenstimme. "Es gibt Überlebende, die Menschen wanken durch die Flammen!", heißt es laut "El Pais" weiter. Später sagt einer der Retter: "Bisher haben wir 81 Tote." "Ist das die abschließende Zahl?", fragt jemand. "Nein, absolut nicht", lautet die Antwort.

Veröffentlichungen behindern Ermittlungen

Die Veröffentlichung immer neuer vertraulicher Details stürzte die Kommission zur Ermittlung der Unglücksursache in eine Krise. Der Vertreter der Piloten in dem Gremium trat aus Protest zurück. Die Glaubwürdigkeit der Kommission sei beschädigt. Aus demselben Grund hatten sich bereits zuvor zwei andere Gutachter des Pilotenverbandes aus der Expertengruppe zurückgezogen.

Die eigentlich für diesen Freitag vorgesehene Veröffentlichung des vorläufigen Ermittlungsberichts werde sich nun bis zur kommenden Woche verzögern, meldete der Rundfunk. Der Pilotenverband machte das Verkehrsministerium für die gezielten Indiskretionen verantwortlich. Spanair schließt nach eigenen Angaben nicht aus, Rechtsmittel einzulegen. (APA/dpa)